Der Bundesgerichtshof (BGH) hat in einer entscheidenden Angelegenheit zu Sportwetten Stellung genommen. Zahlreiche Wettanbieter haben in den vergangenen Jahren in Deutschland ohne gültige Lizenz agiert und somit illegal gehandelt. Spieler, die bei solchen Anbietern ihre Wetten platziert haben, können nun ihre Verluste zurückfordern.
BGH bestätigt Illegalität von Sportwetten ohne Lizenz
Was der BGH bereits im März angedeutet hatte, ist nun endgültig bestätigt: Sportwetten, die ohne Lizenz angeboten wurden, sind in Deutschland ungültig. Dies betrifft alle Anbieter, die vor 2020 keine staatliche Lizenz besaßen. Spieler können ihre Verluste aus den letzten zehn Jahren rückwirkend zurückfordern. Der BGH bekräftigte diese Position in einem Fall gegen Tipico (Az.: I ZR 90/23), nachdem er bereits Anfang des Jahres in einem Hinweisbeschluss auf diese Problematik hingewiesen hatte.
Anspruch auf Schadensersatz für Spieler
In der mündlichen Verhandlung gegen Tipico stellte der BGH klar, dass Spieler Anspruch auf Rückzahlung ihrer Verluste haben, wenn der Anbieter keine deutsche Lizenz hatte. Diese Entscheidung ist besonders brisant, da viele Anbieter vor 2020 bereits aktiv waren und massiv Werbung betrieben. Die Geschäfte dieser Zeit wurden nun für nichtig erklärt.
Lizenzierungszeiten der großen Anbieter
Um festzustellen, welche Wetten illegal waren, ist es wichtig zu wissen, wann die großen Anbieter ihre Lizenzen in Deutschland erhalten haben:
- Betano: Lizenz seit 02/2021
- Betway: Lizenz seit 03/2021
- Bwin: Lizenz seit 10/2020
- Bet365: Lizenz seit 10/2020
- Interwetten: Lizenz seit 11/2020
- Sunmaker: Lizenz seit 04/2022
- Tipico: Lizenz seit 10/2020
Nach unseren Recherchen haben alle genannten Anbieter bereits lange vor Erhalt ihrer Lizenzen Sportwetten in Deutschland angeboten und beworben. Für diesen Zeitraum vor Erhalt der Lizenz haben Kunden nun Aussicht auf Schadensersatz.
Zehnjährige Verjährungsfrist
Der BGH bestätigte zudem, dass sogenannte deliktische Ansprüche eine zehnjährige Verjährungsfrist haben. Wettanbieter müssen daher ihre Kunden für Verluste im Zeitraum zwischen 2014 und dem Erhalt der Lizenz entschädigen. Dies betrifft je nach Anbieter einen Zeitraum von sechs bis acht Jahren.
Vorgehen für betroffene Spieler
Obwohl die BGH-Entscheidung klar ist, ist nicht zu erwarten, dass Wettanbieter ihre Kunden freiwillig entschädigen werden. Es wird wahrscheinlich in jedem Einzelfall eine gerichtliche Klage notwendig sein, was mit Kosten verbunden ist. Eine risikoärmere Alternative zu einer eigenen Klage ist die Einschaltung eines Prozessfinanzierers.
Kostenlose Anspruchsprüfung
Betroffene Verbraucher sollten zunächst ihre Ansprüche prüfen lassen, beispielsweise kostenlos und unverbindlich bei der Interessengemeinschaft Widerruf. Falls die Prüfung gute Chancen auf Schadensersatz ergibt, kann ein Prozessfinanzierer sämtliche Kosten für einen Rechtsstreit übernehmen. Der Kunde trägt in diesem Fall kein Kostenrisiko und zahlt nur ein prozentuales Erfolgshonorar bei erfolgreicher Rückforderung.
Über den Autor
Roland Klaus ist Gründer der Interessengemeinschaft Widerruf, die sich auf die Durchsetzung von Verbraucherrechten in Finanzfragen spezialisiert hat und dabei von erfahrenen Anwälten unterstützt wird.