In Mecklenburg-Vorpommern gibt es 28 staatlich anerkannte Seebäder, darunter beliebte Ostseeorte wie Kühlungsborn, Binz und Warnemünde. Alle diese Seebäder erheben eine Kurtaxe von Urlaubern. Diese Gebühr wird seit 131 Jahren erhoben und ist in vielen Orten zu einem Ärgernis geworden, da sie auch in diesem Jahr fast überall gestiegen ist.
Steigende Kurtaxen: Ein Überblick
Auf der Insel Usedom zahlen Urlauber nun 2,80 Euro pro Tag, was eine Steigerung von 10 Cent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. In den Kaiserbädern der Insel beträgt die Kurtaxe jetzt 3,30 Euro, zuvor waren es 3,10 Euro. Der Spitzenreiter ist jedoch Binz auf Rügen, wo die Kurtaxe auf 3,40 Euro gestiegen ist, ein Anstieg von 60 Cent. Auch in Fischland-Darß-Zingst stieg die Kurtaxe um 50 Cent auf 2,80 Euro pro Tag und Person.
Was bekommen Urlauber für ihr Geld?
Die offizielle Begründung für die Kurtaxe ist, dass sie zur Finanzierung der Strandreinigung und der Pflege von Parkanlagen verwendet wird. Zudem soll sie „Kur- und Erholungseinrichtungen“ unterstützen. Seit der Wiedervereinigung sind in Mecklenburg-Vorpommern viele Erlebnisbäder entstanden, die die Saison verlängern sollen. Stefan aus Hamburg, der auf Rügen zwei Ferienwohnungen besitzt, erklärt: „Jede Gemeinde will ein Bad-Highlight haben. Natürlich bin ich auch dafür, es macht die Vermietungen leichter und lukrativer.“
Kostenintensive Projekte und ihre Folgen
Ein Beispiel für die hohen Kosten solcher Projekte ist das neue Schwimmbad in Bergen auf Rügen, das knapp 14 Millionen Euro gekostet hat. Die Gemeinde trägt 6,5 Millionen, der Rest kommt vom Land. Diese Investitionen führen jedoch oft zu finanziellen Problemen. Das Defizit des „Hansebads“ in Bergen hat sich seit der Eröffnung im November 2021 verdoppelt.
Kurtaxe an der Nordsee: Ein ähnliches Bild
Auch in Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist die Kurtaxe weit verbreitet. In Cuxhaven, Sankt-Peter-Ording, Fehmarn und Spiekeroog wird für jeden Meter Strand Kurtaxe erhoben. Auf Sylt gibt es nur noch 160 Meter Strand, die kostenlos zugänglich sind.
Ein Widerstandskämpfer gegen die Kurtaxe
Janto Just aus Schortens in Friesland hat sich erfolgreich gegen die Kurtaxe gewehrt. Das Bundesverwaltungsgericht urteilte 2017, dass das „Recht des Einzelnen auf freien Zugang zum Strand zum Spazierengehen, Baden und Wattwandern“ unter die im Grundgesetz geschützte Handlungsfreiheit fällt. Dennoch wird das Kurtaxe-Netz immer enger, und Just sieht sich nun mit kostenpflichtigem Parken konfrontiert.
Millioneninvestitionen für neue Spaßbäder
Ein aktuelles Beispiel für die hohen Kosten neuer Projekte ist das „Thalasso Meeres Spa“ in Horumersiel, das mit zwei Jahren Verspätung fertiggestellt wurde und statt der veranschlagten 9 Millionen nun 23 Millionen Euro kostete. Die Gemeinde muss etwa 16 Millionen tragen. Just kritisiert dies scharf: „Wir sind nicht Sylt. Jeder weiß, dass wir das Publikum für so einen Quatsch nicht haben.“
Der Kampf geht weiter
Janto Just erwartet weitere Erhöhungen der Kurtaxe, es sei denn, die Urlauber wehren sich gerichtlich. Er betont, dass die Gesetzeslage eindeutig sei und auch gegen die Abzockerei beim Parken werde er gewinnen.