Das Angebot an Billigflügen in Deutschland schrumpft weiter. Ryanair, Europas führende Billigfluggesellschaft, hat angekündigt, ab Sommer 2025 keine Flüge mehr von den Flughäfen Dortmund, Dresden und Leipzig anzubieten. Zusätzlich soll das Angebot in Hamburg um 60 Prozent reduziert werden. Diese drastische Maßnahme wird zu einem Verlust von insgesamt 1,8 Millionen Sitzplätzen führen und stellt einen signifikanten Einschnitt für den deutschen Luftverkehr dar.
Rückzug ab Sommer 2025
Ryanairs Entscheidung, den Betrieb an drei deutschen Flughäfen vollständig einzustellen, wird ab Sommer 2025 wirksam. Für den Flughafen Leipzig bedeutet dies das Ende der einzigen bestehenden Verbindung nach London. In Dresden werden bereits zum Winter 2024/2025 die Mallorca-Flüge gestrichen, die bislang von Ryanair angeboten wurden. Diese Strecken werden von anderen Fluggesellschaften jedoch weiterhin bedient. Insgesamt wird das deutsche Flugangebot der Airline für den Sommer 2025 um zwölf Prozent reduziert. Damit fallen 22 Strecken vollständig weg.
Deutschland als teurer Luftverkehrsmarkt
Eddie Wilson, der CEO von Ryanair, machte in seiner Erklärung die hohen staatlichen Abgaben in Deutschland für diesen drastischen Rückzug verantwortlich. Laut Wilson zahlt Deutschland die höchsten Flugpreise in Europa, was auf hohe Steuern und Gebühren zurückzuführen ist. Er betont, dass Deutschland im europäischen Vergleich deutlich hinterherhinkt, da es erst 82 Prozent seines Verkehrsaufkommens von vor der COVID-19-Pandemie wieder erreicht hat. „Deutschland ist damit der am schlechtesten abschneidende Luftverkehrsmarkt in Europa“, so Wilson.
Kritik an der deutschen Regierung
Wilson sparte nicht mit Kritik an der deutschen Regierung und machte die aktuelle Politik der Ampel-Koalition, unter der Führung von Bundeskanzler Olaf Scholz, für die hohen Preise und die daraus resultierenden Marktbedingungen verantwortlich. In einer offiziellen Mitteilung des Unternehmens heißt es: „Dies ist auf das anhaltende Versäumnis der deutschen Regierung zurückzuführen, die Luftverkehrssteuer, Sicherheits- und Flugsicherungsgebühren zu senken, was die Erholung und das Wachstum behindert.“
Ryanair sieht in den hohen Standortkosten eine enorme Belastung für den deutschen Markt, die im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, in denen die Fluggesellschaft operiert, nicht wettbewerbsfähig ist. Wilson hob hervor, dass Ryanair in Ländern wie Schweden, Italien, Ungarn und Polen seine Kapazitäten ausgebaut habe. Dort hätten die Regierungen durch „pragmatische und zukunftsorientierte Entscheidungen zur Senkung der Zugangskosten“ ein wachstumsfreundlicheres Umfeld geschaffen.
Rückzug auch in Berlin
Bereits im August 2024 hatte Ryanair angekündigt, sein Flugangebot in Berlin im Sommer 2025 um ein Fünftel zu reduzieren. Auch hier wurden die hohen Standortkosten als Hauptgrund für die Reduzierung genannt. Diese Entwicklung zeigt, dass Deutschland für Billigfluggesellschaften zunehmend unattraktiv wird. Nicht nur Ryanair, sondern auch andere Anbieter wie EasyJet haben in den letzten Jahren ihr Angebot in Deutschland ausgedünnt.
Auswirkungen auf den deutschen Luftverkehr
Der Rückzug von Ryanair wird weitreichende Auswirkungen auf den deutschen Luftverkehr haben. Besonders kleinere Flughäfen wie Dortmund, Dresden und Leipzig, die stark auf Low-Cost-Anbieter angewiesen sind, könnten durch den Verlust von Ryanair-Flügen schwer getroffen werden. Insbesondere für Passagiere, die günstige Flugoptionen suchen, wird die Auswahl stark eingeschränkt.
Die Ankündigung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der deutsche Luftverkehr sich nur schleppend von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie erholt. Die hohen Kosten, die der Betrieb in Deutschland mit sich bringt, belasten insbesondere die Low-Cost-Anbieter. Ohne die Senkung von Steuern und Gebühren wird es für Fluggesellschaften schwierig, kostengünstige Angebote aufrechtzuerhalten, was langfristig zu einem Rückgang der Passagierzahlen führen könnte.
Unterschiede in anderen europäischen Ländern
Im Gegensatz zu Deutschland verzeichnet Ryanair in anderen europäischen Ländern ein deutliches Wachstum. So hat die Fluggesellschaft in Schweden, Italien, Ungarn und Polen ihre Kapazitäten erweitert. Wilson führte dies auf die „pragmatischen und zukunftsorientierten Entscheidungen der Regierungen“ in diesen Ländern zurück. Dort hätten die Regierungen Maßnahmen zur Senkung der Zugangskosten getroffen, was das Wachstum und die Erholung des Luftverkehrs in diesen Ländern begünstige.
Dieser Vergleich zeigt deutlich, dass Deutschland im europäischen Kontext derzeit keine attraktiven Rahmenbedingungen für die Luftfahrt bietet. Während andere Länder gezielt Maßnahmen ergreifen, um ihre Märkte wettbewerbsfähig zu halten und Wachstum zu fördern, leidet der deutsche Luftverkehr unter den hohen Abgaben und Steuern.