Island, bekannt für seine beeindruckenden Naturlandschaften, erlebt derzeit eine außergewöhnliche Phase intensiver vulkanischer Aktivität. Zum sechsten Mal innerhalb von neun Monaten öffnet sich auf der Nordatlantik-Insel der Boden, was in einem spektakulären Vulkanausbruch gipfelte. Während dieses Ereignis für viele Touristen ein atemberaubendes Schauspiel darstellt, ist es für die Bewohner der betroffenen Gebiete eine ernste Bedrohung. Insbesondere der Fischerort Grindavík wurde vorsorglich evakuiert, um die Sicherheit der Einwohner zu gewährleisten.
Das jüngste vulkanische Ereignis
Am Donnerstagabend brach auf der Halbinsel Reykjanes, südwestlich von Reykjavík, ein Vulkan aus. Dieser Ausbruch war nicht überraschend, da er sich durch wochenlange vulkanische Aktivität und ein starkes Erdbeben nur eine Stunde zuvor angekündigt hatte. Der Boden öffnete sich, und Lava begann aus einem etwa vier Kilometer langen Erdspalt auszutreten. Diese spektakuläre Szenerie zog zahlreiche Schaulustige an, die das Naturspektakel aus sicherer Entfernung beobachteten.
Erdriss und Lavafluss
Die Eruption auf der Halbinsel Reykjanes entlud sich entlang eines vier Kilometer langen Erdspalts, durch den unvorstellbare Mengen an Lava strömten. Diese Lava bahnte sich ihren Weg über die Landschaft, wobei sie bereits erkaltetes Vulkangestein früherer Ausbrüche überdeckte. Der isländische Fernsehsender RÚV übertrug das Ereignis live und ein Korrespondent beschrieb es treffend: „Der Boden öffnete sich wie ein Reißverschluss.“ Dieses Bild verdeutlicht die Gewalt und Unvorhersehbarkeit vulkanischer Aktivitäten, die Island immer wieder heimsuchen.
Sicherheitsmaßnahmen und Auswirkungen
Angesichts der Bedrohung durch den Lavastrom wurden umgehend Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Der Fischerort Grindavík, etwa 40 Kilometer südwestlich von Reykjavík gelegen, wurde vorsorglich evakuiert. Diese Maßnahme war notwendig, da bei einem früheren Ausbruch im Januar 2024 mehrere Häuser am nördlichen Ortsrand von den Lavamassen erfasst und zerstört worden waren. Auch wenn noch unklar ist, ob die glühende Lava dieses Mal den Ort erreichen wird, bleibt die Lage angespannt. Experten führten Kontrollflüge durch, um die Situation zu überwachen, konnten jedoch noch keine Entwarnung geben.
Flugbetrieb und Tourismus
Trotz des Vulkanausbruchs lief der Flugbetrieb am internationalen Flughafen Keflavík vorerst ohne größere Störungen weiter. Die Starts und Landungen wurden weder durch die Eruption noch durch die entstandenen Gaswolken behindert. Auf der Webseite des Flughafens wurde bestätigt, dass der Flugbetrieb ohne Einschränkungen fortgesetzt werden könne. Dennoch mussten einige touristische Attraktionen, darunter die berühmte Blaue Lagune, vorübergehend geschlossen werden, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten.
Die vulkanische Aktivität auf der Halbinsel Reykjanes
Die jüngsten Ereignisse sind Teil einer Serie von Spalteneruptionen, die sich auf der Halbinsel Reykjanes ereignen. Diese Eruptionen gehen auf mehrere Vulkansysteme mit unterirdischen Magmakammern zurück. Interessanterweise gab es fast 800 Jahre lang keine vergleichbaren Ausbrüche in dieser Region, bevor im März 2021 eine erste Eruption stattfand. Seitdem sind die Vulkane auf der Halbinsel Reykjanes wieder aktiv und entladen sich in regelmäßigen Abständen.
Historische und geologische Hintergründe
Die Region um Reykjanes ist geologisch äußerst aktiv, da sie sich in der Nähe des Mittelozeanischen Rückens befindet, an dem die eurasische und die nordamerikanische Platte auseinanderdriften. Diese Plattenbewegungen führen zu einer ständigen Aufheizung und Aufschmelzung des darunterliegenden Gesteins, was die Bildung von Magma und letztlich vulkanische Ausbrüche zur Folge hat. Die jüngsten Ausbrüche auf Reykjanes sind Ausdruck dieser geologischen Prozesse, die die Landschaft Islands seit Jahrtausenden prägen.
Prognosen und zukünftige Entwicklungen
Die Häufung der Vulkanausbrüche in den letzten Monaten hat Forscher und Geologen alarmiert. Seit Dezember 2023 gab es insgesamt sechs Ausbrüche in der dünn besiedelten Region. Der letzte Ausbruch fand Ende Mai statt und auch dieser beruhigte sich nach einigen Tagen wieder. Experten gehen jedoch davon aus, dass die aktuelle Phase vulkanischer Aktivität noch Jahrzehnte andauern könnte. Diese Prognose basiert auf der Analyse der geologischen Prozesse, die die Magmabildung und den Druckaufbau in den unterirdischen Magmakammern steuern.