Die Bundesregierung plant, die Arbeit im Rentenalter durch finanzielle Anreize attraktiver zu machen
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Die Bundesregierung plant, die Arbeit im Rentenalter durch finanzielle Anreize attraktiver zu machen

Zwei Modelle stehen zur Diskussion, die Beschäftigten signifikante finanzielle Vorteile bieten können. Diese Maßnahmen sollen helfen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen und die Erwerbsbeteiligung älterer Menschen zu erhöhen.

Ziel der Initiative

Die Ampel-Koalition, bestehend aus Olaf Scholz, Robert Habeck und Christian Lindner, hat zwei Modelle vorgeschlagen, um Arbeit im Rentenalter zu belohnen. Dies kann Beschäftigten entweder ein zusätzliches Einkommen von bis zu 10.000 Euro jährlich oder eine einmalige Prämie in Höhe von mehreren zehntausend Euro bringen. Diese Vorschläge sind Teil der Wachstumsinitiative der Regierung, deren Details noch festgelegt werden müssen.

Fachkräftemangel als Treiber

Der Fachkräftemangel in Deutschland ist akut. Rund 700.000 offene Stellen sind bei den Jobcentern gemeldet, und Umfragen zeigen, dass Unternehmen 1,5 Millionen Stellen nicht besetzen können. Die Situation wird sich verschärfen, da die Babyboomer-Generation das Rentenalter erreicht und weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten.

Das erste Modell: Auszahlung der Sozialbeiträge

Sozialbeiträge und Netto-Einkommen

Im ersten Modell erhalten ältere Beschäftigte zusätzlich zu ihrer Rente die Beiträge zur Arbeitslosen- und Rentenversicherung ausbezahlt. Normalerweise zahlen sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber paritätisch Beiträge zur Sozialversicherung. Beschäftigte, die über das Rentenalter hinaus arbeiten, zahlen jedoch bereits jetzt keine eigenen Beiträge mehr an die Renten- und Arbeitslosenversicherung, was ihr Nettoeinkommen erhöht.

Berechnung der zusätzlichen Einkommen

Arbeitgeber zahlen weiterhin ihren Anteil an die Sozialkassen, doch laut dem neuen Vorschlag der Ampel soll dieser direkt an die Beschäftigten ausgezahlt werden. Dieser Anteil beträgt in der Rentenversicherung 9,3 Prozent und in der Arbeitslosenversicherung 1,3 Prozent des Bruttoeinkommens, insgesamt also 10,6 Prozent. Je nach Gehalt kann dies ein erhebliches zusätzliches Nettoeinkommen bedeuten. Bei einem Bruttoeinkommen von 7.550 Euro im Westen und 7.450 Euro im Osten ergibt dies jährliche Zusatzeinkünfte von bis zu 9.285 Euro.

Auswirkungen auf Durchschnittsverdiener

Auch Durchschnittsverdiener profitieren stark. 2022 lag der Durchschnittsverdienst bei Vollzeitbeschäftigten bei 4.100 Euro. 10,6 Prozent davon entsprechen monatlich 434 Euro oder 5.215 Euro jährlich. Diese Beträge sind jedoch brutto und müssen versteuert werden.

Das zweite Modell: Rentenaufschubprämie

Funktionsweise des Modells

Im zweiten Modell verzichten Beschäftigte zunächst auf die Auszahlung ihrer Rente und erhalten diese später in einer Summe, ergänzt durch eine "Rentenaufschubprämie". Diese Prämie umfasst die gesparten Rentenansprüche sowie die Krankenkassenbeiträge, die die Rentenversicherung eingespart hat. Laut Ampel-Beschluss soll diese Prämie abgabenfrei sein.

Potenzielle Prämienhöhe

Die Höhe der Prämie hängt vom Einkommen und der Dauer der Beschäftigung im Rentenalter ab und kann mehrere zehntausend Euro betragen. Berechnungen des Verbraucherportals Finanztip zufolge beträgt die Prämie für einen Durchschnittsverdiener, der zwei Jahre länger arbeitet, etwa 22.000 Euro.

Wahl zwischen den Modellen

Beschäftigte müssen sich zwischen den beiden Modellen entscheiden, eine Kombination ist nicht möglich. Dies bietet Flexibilität, je nach persönlicher und finanzieller Situation der Betroffenen.

Vergleich mit der CDU-Initiative

Auch die oppositionelle CDU unterstützt finanzielle Anreize für längeres Arbeiten im Alter. Ihr Generalsekretär Carsten Linnemann schlug das Modell einer „Aktivrente“ vor, bei dem bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei bleiben. Dies könnte ein zusätzliches jährliches Nettoeinkommen von bis zu 10.080 Euro beim Spitzensteuersatz bedeuten.

Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels

Die Regierung plant neben den Anreizen für ältere Beschäftigte weitere Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Dazu gehören die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen, die Förderung der Zuwanderung von Fachkräften und die Erleichterung der Erwerbstätigkeit von Geflüchteten.