Die Zahl der von Altersarmut bedrohten Menschen in Deutschland nimmt stetig zu. Im Jahr 2023 lebten rund 3,2 Millionen Personen ab 65 Jahren mit einem Einkommen, das maximal 60 Prozent des mittleren Einkommens ausmacht. Dieser Trend zeigt sich seit Jahren und betrifft zunehmend breite Bevölkerungsschichten.
Historische Entwicklung der Altersarmut
Bereits 2013 waren etwa 2,4 Millionen Menschen in Deutschland ab 65 Jahren armutsgefährdet. Seitdem hat die Zahl kontinuierlich zugenommen. Die Armutsrisikoquote für ältere Menschen stieg allein zwischen 2014 und 2022 um über elf Prozent.
Demografische Entwicklung als Einflussfaktor
Ein weiterer Aspekt, der den Anstieg der Altersarmut erklärt, ist die demografische Entwicklung. Die Zahl der Menschen über 65 Jahre hat sich seit 1991 von 12 Millionen auf 18,7 Millionen im Jahr 2022 erhöht.
Sozioökonomische Folgen und Betroffene
Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Altersarmut sind vielfältig. Besonders betroffen sind Frauen, Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose und Menschen mit geringer Bildung.
Einkommenssituation der Rentnerinnen und Rentner
Das monatliche Einkommen von armutsgefährdeten Personen lag 2023 bei maximal 1.310 Euro netto für Alleinstehende. Paare mit zwei Kindern verfügten über maximal 2.751 Euro. Dies zeigt, dass viele ältere Menschen trotz ihrer Rente in existenziellen Schwierigkeiten stecken.
Grundsicherung als letzte Möglichkeit
Die Zahl der Seniorinnen und Senioren, die auf Grundsicherung angewiesen sind, erreichte im ersten Quartal 2023 einen Höchststand von über 684.360. Doch viele Betroffene nehmen keine Sozialleistungen in Anspruch, da sie Angst vor Stigmatisierung haben.
Einfluss von Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten
Die Inflation, die von März 2022 bis August 2023 in Deutschland konstant über fünf Prozent lag, verschärfte die Lage vieler älterer Menschen. Höhere Preise für Energie, Lebensmittel und Dienstleistungen treffen besonders jene ohne finanzielle Rücklagen.
Notwendigkeit von Reformen
Die aktuelle Situation verdeutlicht die Dringlichkeit von Reformen. Forderungen nach einer Anpassung des Rentensystems und zusätzlichen Unterstützungsmaßnahmen werden immer lauter.
Vergleich mit anderen Ländern: Das Beispiel Österreich
Ein Blick nach Österreich zeigt, dass dort fast alle Erwerbstätigen in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. Dadurch sind die durchschnittlichen Renten um bis zu 800 Euro höher als in Deutschland. Allerdings gehen mit diesem System auch höhere Steuerzuschüsse und Beitragssätze einher.
Unterschiede im Rentenniveau
In Deutschland variiert die durchschnittliche Altersrente je nach Region. Während sie in Nordrhein-Westfalen und dem Saarland am höchsten ist, bildet Thüringen das Schlusslicht. Frauen sind besonders stark von niedrigen Renten betroffen.
Zukunft der Altersvorsorge: Herausforderungen und Lösungsansätze
Politische Diskussionen
Nach dem Ende der Ampel-Koalition sind viele Reformen unklar. Die Parteien verfolgen unterschiedliche Ansätze zur Sicherung des Rentensystems, etwa durch eine Anhebung des Rentenalters oder staatliche Zuschüsse.
Rentenniveau und Finanzierungsbedarf
Die bisherige Regierung plante, das Rentenniveau bis 2039 bei 48 Prozent zu halten. Diese Stabilisierung würde jedoch erhebliche finanzielle Mittel erfordern, was die künftige Politik vor große Herausforderungen stellt.