Existenzbedrohung für Selbstständige in Deutschland
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Existenzbedrohung für Selbstständige in Deutschland

Immer mehr Selbstständige in Deutschland kämpfen mit existenziellen Sorgen. Laut einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts sieht fast jeder fünfte Selbstständige sein Geschäft akut gefährdet. Die Ursachen liegen vor allem in einem Mangel an Aufträgen und der anhaltenden Zurückhaltung großer Auftraggeber.

Dramatische Zahlen und steigender Druck

Im Oktober 2024 gaben 18 Prozent der Selbstständigen an, dass sie ihr Geschäft aufgrund wirtschaftlicher Probleme aufgeben könnten. Ein Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 16,5 Prozent. Der Hauptgrund für diese negative Entwicklung sind fehlende Aufträge: Fast die Hälfte der Befragten klagte über eine mangelnde Auslastung. Die Zahlen verdeutlichen die wachsende Diskrepanz zwischen Selbstständigen und der Gesamtwirtschaft, wo lediglich 7,3 Prozent der Unternehmen über ähnliche Probleme berichten.

Vergleich mit der Gesamtwirtschaft

Während die Gesamtwirtschaft nach Angaben des Ifo-Instituts den Einbruch bei den Auftragseingängen stoppen konnte, sieht die Situation bei Soloselbstständigen und Kleinstunternehmen deutlich düsterer aus. Hier war der Anteil der Unternehmen mit Auftragsmangel im Oktober mit 48,5 Prozent erheblich höher als der Durchschnitt von 41,5 Prozent in der Gesamtwirtschaft.

Ursachen für den Auftragsrückgang

Die Zurückhaltung bei Großunternehmen, neue Aufträge zu vergeben, spielt eine zentrale Rolle. Die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit wirkt sich besonders stark auf kleinere Betriebe aus, die in der Regel weniger Rücklagen haben. Die Verschlechterung des Geschäftsklimas trifft Kleinstunternehmer härter als größere Unternehmen, die leichter auf finanzielle Polster zurückgreifen können.

Sinkendes Geschäftsklima

Das Geschäftsklima für Selbstständige und Kleinstunternehmen verschlechterte sich im Oktober 2024 zum dritten Mal in Folge. Der entsprechende Index sank auf -22,0 Punkte, nach -21,4 Punkten im Vormonat. Besonders negativ bewerten die Betroffenen ihre aktuelle Geschäftslage, während die Erwartungen für die Zukunft etwas weniger pessimistisch ausfallen.

Forderungen nach politischer Unterstützung

Andreas Lutz, Vorstand des Verbands der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD), appellierte an die Politik, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Selbstständige zu verbessern. Er warnte davor, sich ausschließlich auf Industrieunternehmen und Großkonzerne zu konzentrieren. Schließlich machen Selbstständige mit weniger als zehn Mitarbeitenden 89 Prozent aller Unternehmen in Deutschland aus.

„Der Wahlkampf um eine bessere Wirtschaftspolitik darf nicht nur die Interessen großer Unternehmen berücksichtigen“, betonte Lutz. Es sei dringend erforderlich, Maßnahmen zu entwickeln, die speziell auf die Bedürfnisse von Soloselbstständigen und Kleinstunternehmen eingehen.

Perspektiven und Ausblick

Die wirtschaftliche Unsicherheit und die Zurückhaltung potenzieller Auftraggeber stellen weiterhin erhebliche Herausforderungen für Selbstständige in Deutschland dar. Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen sowie gezielte Unterstützungsmaßnahmen könnten jedoch dazu beitragen, die Lage zu stabilisieren.