Die Notaufnahmen der Krankenhäuser sind überfüllt und Patienten müssen lange warten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plant mit einem neuen Gesetz eine Reform der Notfallversorgung. Das Kabinett hat diese Notfallreform beschlossen, die nun im Parlament diskutiert wird.
Hintergrund und Ziele der Notfallreform
Die Notfallversorgung in Deutschland ist laut Minister Lauterbach sehr unterschiedlich und unzureichend koordiniert. Ein zentrales Problem ist, dass 30 Prozent der Patienten in Notaufnahmen nicht dringend behandelt werden müssen. Das neue Gesetz soll helfen, diese Patienten besser zu leiten und so die Notaufnahmen zu entlasten.
Hauptbestandteile der Reform
Die Reform sieht vor, dass in Krankenhäusern ein zentraler Tresen eingerichtet wird. Dort entscheiden Mitarbeiter, ob ein Patient in die Notaufnahme, in eine Notfallpraxis oder auf einen späteren Termin verwiesen werden kann. Diese Maßnahmen sollen im nächsten Jahr in Kraft treten, wenn das Gesetz verabschiedet wird.
Unterstützung und Kritik der Reform
Janosch Dahmen, Gesundheitspolitiker und Notfallmediziner der Grünen, hält die Reform für überfällig. Er betont, dass viele Empfehlungen von Experten bislang ignoriert wurden und die jetzige Reform effizienter und besser abgestimmt ist. Stephan Pilsinger von der CSU sieht den größten Hebel darin, Patienten an die richtigen Stellen zu lenken. Dies soll durch sogenannte Integrierte Notfallzentren (INZ) erreicht werden.
Integrierte Notfallzentren und Notrufnummern
Die Notrufnummer 112 wird mit der Nummer des kassenärztlichen Notdienstes 116 117 vernetzt. Patienten, die die 116 117 anrufen, bevor sie ins Krankenhaus gehen, sollen schneller behandelt werden. Diese Akutleitstellen sollen zentral entscheiden, wo Patienten am besten aufgehoben sind. Die 116 117 bietet auch eine telemedizinische Ersteinschätzung per Videochat an, um den Patienten schnell eine Einschätzung und gegebenenfalls eine sofortige ärztliche Beratung zu ermöglichen.
Herausforderungen bei der Umsetzung
Die Umsetzung der Reform steht jedoch vor großen Herausforderungen. Laut dem Hausärzteverband fehlt es an ausreichend Fachkräften, um die geplanten Maßnahmen umzusetzen. Es fehlen in Deutschland derzeit knapp 5000 Hausärzte und etwa 11.000 Medizinische Fachangestellte.
Änderungen für Patienten im Krankenhaus
In den integrierten Notfallzentren, die direkt im Krankenhaus oder in der Nähe liegen, wird entschieden, wohin ein Patient weitergeleitet wird. Diese Zentren vereinen Notaufnahme, Notdienst und zentrale Ersteinschätzungsstelle. Notarztpraxen mit geregelten Öffnungszeiten sind ebenfalls integriert. Außerhalb dieser Öffnungszeiten sollen kooperierende Arztpraxen einspringen.
Modernisierung des Rettungsdienstes
Mit der Reform sollen die Rettungsdienste an die Telematikinfrastruktur angeschlossen werden. Diese ermöglicht den schnellen Austausch von Patientendaten zwischen Rettungsdienst und Krankenhaus. Dies soll die Effizienz und Koordination verbessern. Die Reform sieht auch eine stärkere Unterstützung der Rettung durch Laien vor, wobei die Details noch im Parlament diskutiert werden.