Sekundäres Ertrinken mag wie ein Widerspruch in sich erscheinen – schließlich ertrinkt man, wenn man im Wasser ist, oder? Doch dieser Begriff beschreibt eine verzögerte Reaktion auf einen Badeunfall, bei dem jemand scheinbar nur einen Schreck davonträgt, jedoch später ernsthafte gesundheitliche Probleme entwickeln kann.
Was ist sekundäres Ertrinken?
Sekundäres Ertrinken ist eine seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Komplikation, die nach einem Wasserunfall auftreten kann. Im Gegensatz zum akuten Ertrinken, bei dem große Mengen Wasser in die Lunge gelangen, führt sekundäres Ertrinken dazu, dass nur kleine Mengen Wasser eingeatmet werden. Diese kleinen Mengen können jedoch Entzündungen in den Lungenbläschen verursachen.
Besonders gefährdet sind Kinder, da sie oft nicht sicher schwimmen können und schneller unbeabsichtigt unter Wasser geraten. Aufgrund ihrer Körpergröße kann schon eine kleine Menge Wasser, zum Beispiel 40 Milliliter, ausreichen, um sekundäres Ertrinken auszulösen. Dieses entspricht nur etwa fünf Esslöffeln Wasser. Häufig löst ein Hustenreiz aus, der die Lunge schützt, was erklärt, warum sekundäres Ertrinken relativ selten vorkommt.
Wie geschieht sekundäres Ertrinken?
Andreas Paatz, Bundesleiter der DRK-Wasserwacht, beschreibt den Vorgang wie folgt:
"Beim sekundären Ertrinken gelangt das Wasser in die Lunge und wird aufgrund physikalischer Eigenschaften in die Blutbahn abgegeben. Im Laufe von zwölf bis 24 Stunden kommt es zu einem Ausgleich im Blutkreislauf, bei dem die überschüssige Flüssigkeit (das Wasser) wieder in die Lunge zurückgelangt."
Diese Flüssigkeitsverschiebung kann zu einem Mangel an Sauerstoff führen, was schließlich zu Erstickungsgefahr führen kann. Da dieser Prozess Stunden bis Tage nach dem Vorfall auftreten kann, erkennen viele Betroffene die Symptome nicht sofort als Folge des Wasserunfalls.
Symptome von sekundärem Ertrinken
Die Symptome von sekundärem Ertrinken können je nach Alter und Gesundheitszustand der betroffenen Person variieren. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:
- Atembeschwerden: Schwierigkeiten beim Atmen oder Kurzatmigkeit.
- Kurzatmigkeit: Ein Gefühl der Atemnot.
- Müdigkeit: Ungewöhnliche Erschöpfung.
- Verwirrtheit: Schwierigkeiten, klar zu denken oder sich zu orientieren.
- Starker Husten: Ein anhaltender und intensiver Husten.
- Blasse Haut: Ungewöhnlich blasse oder graue Hautfarbe.
- Blaue Lippen: Zyanose, die auf einen Sauerstoffmangel hinweist.
Bei Kindern können die Symptome denen einer Atemwegsinfektion ähneln. Es ist daher wichtig, diese Anzeichen frühzeitig zu erkennen und bei Verdacht umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, besonders wenn die Symptome schwerwiegender erscheinen als bei normalem Verschlucken von Wasser.
Sekundäres Ertrinken vermeiden: 4 wichtige Tipps
Prävention ist der Schlüssel zur Vermeidung von sekundärem Ertrinken. Hier sind einige praktische Tipps, die helfen können:
- Schwimmen lernen: Kinder sollten frühzeitig Schwimmen lernen, um sich sicher im Wasser bewegen zu können.
- Zusätzliches Sicherheitstraining: Ein Sicherheitstraining für Schwimmen und andere Wasseraktivitäten kann dazu beitragen, Risiken zu minimieren.
- Regelmäßige Pausen einplanen: Plane regelmäßige Pausen für dich und andere, um Erschöpfung und Übermüdung zu vermeiden.
- Ärztlichen Rat einholen: Bei Anzeichen von Atembeschwerden oder anderen Symptomen solltest du umgehend ärztlichen Rat einholen.
Laut Prof. Dr. Peter Radke, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie, könnte eine signifikante Anzahl von Ertrinkungsfällen durch Präventionsmaßnahmen wie Schwimm- und Sicherheitstrainings vermieden werden. Es wird geschätzt, dass etwa 85 Prozent aller Ertrinkungsfälle durch geeignete Bildungsmaßnahmen reduziert werden könnten.