Medikamenten-Engpässe in deutschen Apotheken
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Medikamenten-Engpässe in deutschen Apotheken

Aktuell stehen die Apotheken in Deutschland vor einer ernsthaften Krise: Es herrscht ein erheblicher Mangel an Medikamenten. Trotz der Tatsache, dass die Erkältungssaison noch nicht begonnen hat, gibt es bereits jetzt Probleme mit der Verfügbarkeit lebenswichtiger Arzneimittel. Laut Holger Seyfarth, dem Vorsitzenden des Hessischen Apothekerverbandes, fehlen zurzeit 2791 verschreibungspflichtige Medikamente beim Großhandel.

Ursachen des Mangels

Besonders betroffen sind Antibiotika, aber auch Medikamente für Diabetiker sowie für Krebs- und Herz-Kreislaufpatienten. Diese Situation zwingt Apotheker dazu, alternative Wege zu finden, um ihre Kunden weiterhin zu versorgen. Ein Beispiel hierfür ist der Import von Arzneimitteln aus dem Ausland, wie Kanada oder Kamerun. Dies zeigt, wie gravierend die Situation ist, wenn selbst so gängige Medikamente wie Salbutamol gegen Asthma und das Antibiotikum Doxycyclin nicht mehr in ausreichender Menge verfügbar sind.

Handlungsmöglichkeiten bei Medikamentenmangel

Doch was können Patienten tun, wenn ihr Medikament nicht mehr erhältlich ist? Carsten Moser, Apotheker aus Nordrhein-Westfalen, erklärt, wie er in solchen Situationen vorgeht. Eine der ersten Maßnahmen besteht darin, auf alternative Hersteller auszuweichen, die das Medikament eventuell noch liefern können. Oft ist auch noch eine andere Packungsgröße verfügbar, auf die ausgewichen werden kann, bevor diese ebenfalls vergriffen ist.

Ein weiteres Vorgehen ist der Wechsel zu anderen Wirkstoffstärken. Beispielsweise kann eine 10-mg-Tablette geteilt werden, um die gleiche Wirkung wie mit einer 5-mg-Tablette zu erzielen. Dies ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn die Tabletten dosierbar sind und der doppelte Verbrauch keine zusätzliche Knappheit verursacht.

Vorgehensweise bei Medikamenten-Engpässen

In der heutigen Zeit sind Apotheken oft mit Medikamentenengpässen konfrontiert. Carsten Moser von der Stern-Apotheke in Emmerich, Nordrhein-Westfalen, erklärt, welche Schritte in solchen Situationen ergriffen werden können, um die Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

Alternative Hersteller

Im ersten Schritt wird geprüft, ob andere Hersteller dasselbe Medikament liefern können. Häufig ist es möglich, auf alternative Lieferanten auszuweichen, wenn die ursprüngliche Marke nicht verfügbar ist. Diese Flexibilität ist entscheidend, um die Versorgung aufrechtzuerhalten.

Unterschiedliche Packungsgrößen

Sollte der gewünschte Wirkstoff von keinem weiteren Hersteller lieferbar sein, besteht die Möglichkeit, auf andere Packungsgrößen auszuweichen. In vielen Fällen sind kleinere oder größere Packungen noch verfügbar, bevor diese dann ebenfalls vergriffen sind.

Abweichende Wirkstoff-Stärken

Ein weiterer Ansatz ist die Anpassung der Wirkstoff-Stärke. Anstatt einer 5-mg-Tablette kann beispielsweise eine halbe 10-mg-Tablette verschrieben werden, sofern die Tabletten entsprechend teilbar sind. Carsten Moser weist jedoch darauf hin, dass das Verabreichen von zwei Tabletten mit halber Stärke in den meisten Fällen nicht sinnvoll ist. Dies könnte die Verfügbarkeit des Medikaments weiter verschärfen und den Engpass beschleunigen.

Rücksprache mit anderen Apotheken

Falls diese Optionen ausgeschöpft sind, empfiehlt sich eine Nachfrage bei anderen Apotheken. Apotheken sind in Echtzeit mit den Großhandelslagern verbunden und können daher schnell überprüfen, ob das gewünschte Medikament anderswo noch vorrätig ist. Manchmal können durch diese Methode Restbestände aufgespürt werden.

Einzelimport aus dem Ausland

Eine weitere Option, die jedoch nur selten in Betracht gezogen wird, ist der Einzelimport aus dem Ausland. Dieser Prozess ist oft kostspielig und zeitaufwendig, und nicht alle Medikamente können auf diese Weise beschafft werden. Zudem ist dies nur in bestimmten Fällen möglich, abhängig von der Verfügbarkeit und den gesetzlichen Regelungen im jeweiligen Land.

Umstellung auf andere Wirkstoffe

Falls das gewünschte Medikament oder dessen Alternativen nicht verfügbar sind, kann nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt auf andere Wirkstoffe derselben Gruppe ausgewichen werden. Dies erfordert jedoch medizinische Fachkenntnis und sollte sorgfältig abgewogen werden.

Rückkehr zum Arzt

Als letzte Möglichkeit empfiehlt Moser, dass sich Patienten erneut beim Arzt vorstellen, um eine Umstellung auf ein alternatives Medikament zu besprechen. Dies stellt sicher, dass die Behandlung fortgesetzt wird, auch wenn das ursprüngliche Medikament nicht mehr verfügbar ist.

Vorsichtsmaßnahmen und rechtzeitige Planung

Carsten Moser betont, wie wichtig es für Patienten ist, frühzeitig neue Rezepte anzufordern. Idealerweise sollten Patienten bereits vier bis acht Wochen vor dem Ende ihrer aktuellen Medikation einen Arzttermin vereinbaren, um rechtzeitig ein neues Rezept zu erhalten. Dies hilft, mögliche Engpässe zu vermeiden und stellt sicher, dass die Behandlung nicht unterbrochen wird.