Eigenanteil steigt massiv: Kostenschock in Pflegeheimen
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Eigenanteil steigt massiv: Kostenschock in Pflegeheimen

Die Pflegeheim-Kosten in Deutschland steigen kontinuierlich und rasant an. Diese Entwicklung stellt sowohl Pflegebedürftige als auch ihre Angehörigen vor große finanzielle Herausforderungen. Der Verband der Ersatzkassen hat neue Zahlen vorgelegt, die die drastische Erhöhung der Eigenanteile für stationäre Pflege belegen. Eine Entlastung scheint aktuell nicht in Sicht.

Ein alarmierender Kostenanstieg

Besonders brisant: Innerhalb eines Jahres ist der durchschnittliche Eigenanteil für einen Pflegeplatz im ersten Jahr des Heimaufenthalts um mehr als zehn Prozent gestiegen. Während dieser 2024 bereits bei 2687 Euro lag, müssen Pflegebedürftige und deren Angehörige zu Beginn des Jahres 2025 nun durchschnittlich 2984 Euro monatlich aufbringen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Pflegekosten für viele Menschen immer schwerer tragbar werden.

Regionale Unterschiede: Wo Pflege am teuersten ist

Die Kosten für Pflegeheime variieren erheblich je nach Bundesland. Besonders hohe Eigenanteile fallen in folgenden Regionen an:

  • Bremen führt die Liste mit einem durchschnittlichen Eigenanteil von 3456 Euro pro Monat an.
  • Saarland folgt mit 3380 Euro.
  • Nordrhein-Westfalen, das bevölkerungsreichste Bundesland, verzeichnet 3312 Euro monatliche Kosten.

Im Vergleich dazu liegt der Eigenanteil in Sachsen-Anhalt mit 2443 Euro deutlich niedriger. Dennoch zeigt sich in sämtlichen Bundesländern ein kontinuierlicher und starker Kostenanstieg.

Explodierende Pflegeheimkosten in Metropolen

Auch innerhalb der Städte steigen die Kosten drastisch. Besonders auffällig ist die Entwicklung in Hamburg, wo der monatliche Eigenanteil innerhalb eines Jahres um 402 Euro gestiegen ist – von 2593 Euro auf 2942 Euro. Das bedeutet für die Betroffenen eine jährliche Mehrbelastung von 4824 Euro. Nordrhein-Westfalen verzeichnet ebenfalls einen massiven Anstieg: Die monatlichen Kosten stiegen von 3043 Euro auf 3312 Euro, was eine zusätzliche Belastung von 269 Euro im Monat bedeutet.

Zusammensetzung der Kosten

Die Gesamtkosten für einen Pflegeheimplatz setzen sich aus mehreren Faktoren zusammen:

  • Eigenanteil der Bewohner für Pflege und Betreuung.
  • Kosten für Unterkunft und Verpflegung.
  • Investitionskosten, die in vielen Bundesländern zusätzlich anfallen.

Im Gegensatz zur Krankenversicherung deckt die Pflegeversicherung nur einen Bruchteil der anfallenden Kosten, was die Eigenbeteiligung für Betroffene so hoch ausfallen lässt.

Lange Verweildauer – dennoch hohe Kosten

Ein kleiner finanzieller Lichtblick: Wer länger in einem Pflegeheim lebt, erhält Zuschüsse, sodass sich die Eigenanteile verringern. In Nordrhein-Westfalen beträgt der Eigenanteil für Pflegebedürftige im vierten Jahr des Aufenthalts noch 2295 Euro monatlich. Dennoch bleibt dieser Betrag für viele Senioren und deren Angehörige eine erhebliche finanzielle Belastung.

Forderungen des Ersatzkassenverbands

Bereits seit Jahren steigen die Pflegekosten rasant an. Der Verband der Ersatzkassen (dazu gehören u. a. die Techniker Krankenkasse, Barmer und DAK) bezeichnet die Entwicklung als "ständigen Aufwärtstrend". Weder die von der Pflegekasse gezahlten Zuschläge noch die zu Jahresbeginn gestiegenen Pflegeleistungen konnten diesen Trend aufhalten.

Die Vorsitzende des Ersatzkassenverbands, Ulrike Elsner, fordert daher eine klare Begrenzung der Eigenanteile. Ihrer Ansicht nach seien die finanziellen Belastungen für Pflegebedürftige und ihre Familien viel zu hoch. Aktuell werden in Deutschland rund 800.000 Pflegebedürftige vollstationär in Heimen versorgt – Tendenz steigend.

Versäumnisse der Politik

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte im Herbst 2024 eine Pflegereform angekündigt, die eine bessere Finanzierung gewährleisten sollte. Aufgrund des Scheiterns der Ampel-Koalition wurde dieses Vorhaben jedoch nicht mehr umgesetzt. Die dringend benötigte Reform bleibt aus, während die Pflegekosten weiter steigen.

Perspektiven für die Zukunft

Die steigenden Eigenanteile in der Pflege sind nicht nur ein finanzielles Problem für Einzelne, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Ohne Reformen drohen in den kommenden Jahren noch höhere Belastungen für Pflegebedürftige und deren Angehörige. Experten fordern daher dringend:

  • Eine stärkere finanzielle Unterstützung durch den Staat.
  • Eine umfassende Reform der Pflegeversicherung.
  • Die Begrenzung der Eigenanteile, um Pflege bezahlbarer zu machen.

Ob und wann die Politik auf diese Forderungen reagiert, bleibt jedoch ungewiss. Klar ist: Der Pflege-Kostenschock wird sich ohne strukturelle Veränderungen weiter verschärfen.

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Titelbild: Pflege

Bild erstellt: guvo59

Link: https://pixabay.com/de/photos/pflege-menschen-alt-liebe-fürsorge-4083343/