Angesichts der alternden Bevölkerung in Deutschland rechnet Bundesfamilienministerin Karin Prien mit einem weiteren Anstieg der Zahl pflegebedürftiger Menschen. Bereits jetzt sind laut Statistischem Bundesamt rund 5,7 Millionen Menschen auf Pflege angewiesen – ein Zuwachs von mehr als 700.000 Personen seit dem Jahr 2021. Der überwiegende Teil von ihnen, etwa neun von zehn, wird im häuslichen Umfeld betreut. Rund 3,1 Millionen Pflegebedürftige erhalten ausschließlich Pflegegeld und werden überwiegend von Angehörigen versorgt.
Pflege nicht allein durch Fachkräfte leistbar
Prien äußerte in einem Interview, dass Pflege in Zukunft nicht allein durch professionelle Fachkräfte bewältigt werden könne. „Es wird mit unserer demografischen Entwicklung nicht möglich sein, dass Pflege allein von Fachkräften geleistet wird“, sagte die CDU-Politikerin. Deshalb plane sie, eine neue Sozialleistung einzuführen, die pflegenden Angehörigen ein Pflegegeld als Lohnersatz bieten soll. Deutschland habe ein „riesengroßes Interesse“ daran, diese Leistung zu schaffen, betonte sie.
Varianten für Einführung des Pflegegelds offen
Wie genau der Einstieg in das geplante Pflegegeldmodell aussehen könnte, ließ Prien offen. Es gebe verschiedene denkbare Varianten in Bezug auf die Bezugsdauer, die Höhe der Leistung oder auch eine soziale Staffelung. Konkrete Eckpunkte nannte sie bislang nicht.
Finanzierung abhängig von wirtschaftlicher Lage
Gleichzeitig verwies die Ministerin auf mögliche finanzielle Hürden. Die Umsetzung stehe unter einem Finanzierungsvorbehalt. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass sich die wirtschaftliche Lage verbessert“, erklärte Prien. Doch auch bei einer stabileren Haushaltslage werde man Prioritäten setzen müssen. Für sie habe die Chancengerechtigkeit von Kindern und Jugendlichen oberste Bedeutung.
Pflegepolitik als zentrales Reformvorhaben der Regierung
Im Koalitionsvertrag der amtierenden Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD wurden tiefgreifende strukturelle Reformen im Gesundheits- und Pflegebereich angekündigt. Die geplante Einführung eines Pflegegelds für Angehörige wäre ein weiterer Baustein in dieser Reformagenda. Ziel sei es, pflegende Angehörige stärker zu entlasten und zugleich die Versorgungssituation angesichts des steigenden Pflegebedarfs langfristig zu sichern.