Mega-Krise am Bau: Weniger Wohnungen, untragbare Mieten?
Featured

Mega-Krise am Bau: Weniger Wohnungen, untragbare Mieten?

IG BAU warnt vor sozialem Sprengstoff und gesellschaftlicher Spaltung. Im Wahlkampf 2021 versprach Olaf Scholz und die SPD den Bürgern, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen. Doch drei Jahre später ist die Realität eine andere: Die Mieten steigen rasant, Wohnungen sind besonders in Ballungsräumen nahezu unerschwinglich und der Bau von neuen Wohnungen stagniert. Die Baukosten haben sich dramatisch erhöht, und die Anzahl der Baugenehmigungen befindet sich auf einem historischen Tiefpunkt.

Die Gewerkschaft IG BAU äußert gegenüber BILD: „Der Mangel an Wohnungen ist sozialer Sprengstoff. Der erhebliche Mangel an Sozialwohnungen und erschwinglichen Mietwohnungen führt dazu, dass Deutschland mitten in einer sozialen Wohnungs-Spaltung steckt.“

Die Wohnungssuche: Ein verzweifeltes Unterfangen

Wer in den Ballungsräumen und Boomregionen eine Mietwohnung sucht, stößt auf massive Schwierigkeiten. Die geringe Bauaktivität führt dazu, dass die Preise ins Unermessliche steigen. Eine Besserung ist nicht in Sicht: Laut dem Münchener Ifo-Institut wird die Zahl der neu gebauten Wohnungen bis 2026 auf nur noch 175.000 zurückgehen, was lediglich 44 Prozent des von Scholz versprochenen Ziels entspricht. Im Jahr 2022 wurden noch 300.000 Wohnungen gebaut. Das Pestel-Institut beziffert zudem den Mangel an Sozialwohnungen in Deutschland auf bis zu 910.000.

Der Bau: Eine Branche in der Krise

Der Wohnungsbau ist ein zentrales Segment der Bauindustrie. Wenn hier die Nachfrage ausbleibt, hat das gravierende Folgen für die gesamte Branche. Derzeit sieht es für die Bauwirtschaft insgesamt düster aus.

Zinsen als Hemmschuh

Die Leitzinsen sind seit 2022 von unter einem Prozent auf über vier Prozent gestiegen. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Baukredite, die dadurch teurer werden. Hohe Zinsen sind grundsätzlich negativ für den Bau, da sie die Finanzierungskosten erhöhen. Niedrigere Zinsen hätten hingegen den Vorteil, dass Banken günstige Kredite anbieten können. Zudem haben auch die Immobilienpreise stark angezogen, was die Situation weiter verschärft.

Genehmigungsflaute

Im Jahr 2023 wurden 294.400 Wohnungen fertiggestellt, was etwa 75 Prozent des von Scholz versprochenen Ziels entspricht. Der Großteil dieser Wohnungen wurde jedoch zwei Jahre zuvor genehmigt. Seit Mitte 2022 sinkt die Zahl der neuen Baugenehmigungen jedoch kontinuierlich, was bedeutet, dass in den kommenden Jahren immer weniger Wohnungen fertiggestellt werden.

Steigende Baukosten

Neben der reduzierten Bauaktivität sind auch die Kosten für den Bau erheblich gestiegen. Die Preissteigerungen für energieintensive Baustoffe nach dem Ukraine-Konflikt haben die Baukosten in die Höhe getrieben. Trotz sinkender Energiepreise bleiben die Baukosten auf einem hohen Niveau stabil.

Mietpreise: Ein unaufhörlicher Anstieg

Laut dem Statistischen Bundesamt gaben die 19,9 Millionen Miet-Haushalte im Jahr 2022 durchschnittlich 27,8 Prozent ihres Einkommens für die Miete aus. Besonders betroffen sind 3,1 Millionen Haushalte, die mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Miete aufbringen müssen. Single-Haushalte zahlen überdurchschnittlich hohe Mieten, nämlich 32,7 Prozent ihres Einkommens. Die Tendenz zeigt, dass Wohnen insbesondere in Großstädten immer teurer wird.