Wie konnte ein Attentäter den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump (78) bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania ungestört ins Visier nehmen? Nach dem Anschlag wird die Leistung der Sicherheitskräfte vor Ort intensiv diskutiert. Ein früherer Personenschützer des Bundeskriminalamtes (BKA) äußert gegenüber BILD scharfe Kritik an den Maßnahmen des Secret Service.
Dach nicht gesichert
Laut dem anonymen Sicherheitsexperten hätten das Vorauskommando und die Aufklärungseinheit „schlecht aufgeklärt“ und somit der Polizei schlecht zugearbeitet. Das Dach, von dem aus der Attentäter Thomas Matthew Crooks (20) schoss, „hätte gesichert oder besetzt werden müssen“, so der Experte.
Pult schlecht geschützt
Der Sicherheitsprofi bemängelt gegenüber BILD: „Die Sicherheitskräfte verbrachten eine gefühlte Ewigkeit auf der Bühne und sicherten vor allem den Bereich vor dem Pult nicht. Trump war hinter dem Pult ungeschützt, was man an der Position der Personenschutz-Kräfte erkennen konnte.“ Das Pult stellte eine ungeeignete Deckung dar, da es wahrscheinlich nicht gepanzert war. Der Experte fügt hinzu: „Als Trump aufstand, war er immer wieder ungeschützt, weil eine kleinere Beamtin als Deckung genutzt wurde.“
Sicherheitskräfte zu langsam
„Selbst auf Meldungen durch Zeugen reagierte man nicht unverzüglich, viel zu langsam. Es vergingen etwa drei Minuten“, kritisiert der ehemalige Personenschützer. „Unverzügliches Vorgehen nach einer Meldung wäre: Sichtung durch einen Beamten (Scharfschützen) verifizieren lassen. Selbst bei Zweifeln muss die Bühne mit der Schutzperson sofort geräumt werden.“ Auch als die Schüsse fielen, habe es Versäumnisse gegeben. „Parallel hätte die Spezialeinheit (Close Protection Team / Beamte mit besserer Bewaffnung) sofort die Bühne stürmen müssen. Sie kamen jedoch erst später dazu, als Trump bereits im Auto war.“
Verhalten „vollkommen unprofessionell“
Zusätzlich moniert der Ex-Personenschützer: „Normalerweise evakuiert man die Person unverzüglich in einen sicheren Bereich und führt einen ersten oberflächlichen Gesundheitscheck durch, der nur wenige Sekunden dauert. Dann geht es sofort weiter zum Fahrzeug und man verlässt den Bereich.“ Auch der Zielort sollte geheim gehalten werden. Der Experte kritisiert: „Dass man seinen Golfclub genannt hat, war vollkommen unprofessionell!“