Gesundheit ist unbezahlbar, was erklärt, warum 22,9 Millionen gesetzlich versicherte Deutsche über 6,7 Milliarden Euro jährlich für Krankenzusatzversicherungen ausgeben. Eine der beliebtesten Zusatzversicherungen ist die Krankenhauszusatzversicherung, die bessere medizinische Leistungen wie Chefarztbehandlung und Einzelzimmer im Krankenhaus verspricht. Beispielsweise kostet bei der Halleschen Krankenversicherung ein umfassender Tarif für einen 30-Jährigen 53,05 Euro pro Monat, während ein 60-Jähriger 109,57 Euro zahlen muss.
Altersrückstellungen und Kostenunterschiede
Versicherer wie die Hallesche Krankenversicherung kalkulieren mit Altersrückstellungen. Jüngere zahlen mehr als ihren erwarteten Leistungsanspruch, damit der Beitrag im Alter stabil bleibt. Es gibt auch günstigere Tarife für junge Versicherte, die jedoch nach sieben Jahren teurer werden. Die Zurich Versicherung bietet eine Kombination aus ambulanten Leistungen und Krankenhausaufenthalt an, wobei 31- bis 40-Jährige ab 28,90 Euro monatlich zahlen, während 51- bis 60-Jährige bis zu 75,90 Euro monatlich zahlen müssen.
Kosten-Nutzen-Analyse der Krankenhauszusatzversicherung
Anke Puzicha, Juristin und Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg, zweifelt am Nutzen solcher Versicherungen. Sie argumentiert, dass die Liegezeiten in Krankenhäusern durch das Abrechnungssystem der gesetzlichen Krankenkassen sehr kurz sind. Selbst nach schweren Operationen wie Brustkrebs werden Patienten oft nach wenigen Tagen entlassen. Ein Einbettzimmer kann man auch privat bezahlen, was je nach Krankenhaus zwischen 100 und 150 Euro pro Nacht kostet. Bei einem fünftägigen Aufenthalt übersteigen diese Kosten nicht den Jahresbeitrag einer Zusatzversicherung, die mit 30 Jahren abgeschlossen wurde.
Qualität der Krankenhausverpflegung und Zimmerverfügbarkeit
Versicherer kalkulieren oft mit mehrwöchigen Krankenhausaufenthalten, während die Realität anders aussieht. Zudem verbessert eine Zusatzversicherung nicht das Krankenhausessen. Auch das Einbettzimmer ist nicht immer verfügbar, selbst bei geplanten Operationen. Falls man trotz Versicherung ein Mehrbettzimmer bekommt, erhält man zwar eine Entschädigung, diese deckt jedoch oft nicht einmal einen Monatsbeitrag.
Chefarztbehandlung: Erwartungen vs. Realität
Die versprochene Chefarztbehandlung erfüllt selten die Erwartungen. Chefärzte sind oft mehr Manager als praktizierende Chirurgen und operieren weniger häufig als Oberärzte. Zudem gibt es Vertretungsregelungen, sodass nicht garantiert ist, dass der Chefarzt operiert. Patienten sind während der Operation unter Narkose und bemerken nicht, wer operiert. Die Versicherungsbedingungen verschweigen oft diese Details, und die Qualität der Behandlung bleibt unabhängig von der Versicherungsart gleich.
Individuelle Entscheidung und Leistungsumfang prüfen
Obwohl Puzicha die Zusatzversicherungen kritisch sieht, erkennt sie an, dass es individuelle Gründe für den Abschluss geben kann, die über wirtschaftliche Aspekte hinausgehen. Es geht auch um das Gefühl der Sicherheit. Trotzdem sollten Verbraucher den Leistungsumfang genau prüfen, um unnötige Kosten zu vermeiden. Für jemanden, der beispielsweise keine Brille benötigt oder alternative Heilmethoden ablehnt, sind bestimmte Leistungen überflüssig.
Sinnvolle Alternativen: Krankengeldversicherung
Puzicha hält die Krankenhaustagegeldversicherung für unnütz, da sie keinen wirklichen finanziellen Schaden abdeckt. Sinnvoller ist die Krankengeldversicherung, die bei längeren Erkrankungen den finanziellen Ausgleich zahlt. Ab dem 43. Krankheitstag endet die Lohnfortzahlung, und das Krankengeld beträgt nur 70 Prozent des Bruttoverdienstes, aber nicht mehr als 90 Prozent des Nettoverdienstes.