In einem unvergesslichen Handball-Match hat die deutsche Nationalmannschaft das Halbfinale der Weltmeisterschaft erreicht. Im Viertelfinale bezwang das DHB-Team den Gastgeber und Titelverteidiger Frankreich mit 35:34 (32:32, 29:29, 14:17) nach Verlängerung. Der Sieg wurde in der letzten Sekunde des Spiels gesichert und ist damit als „6-Sekunden-Wunder“ in die Geschichte eingegangen. Vor rund 30.000 Zuschauern im Pierre-Mauroy-Stadion in Lille, der Heimstätte des OSC Lille, entwickelte sich ein wahrer Krimi, der alle Erwartungen an ein spannendes Finale erfüllte.
Der erste Eindruck: Eine beeindruckende Atmosphäre
Schon beim Aufwärmen wurde klar, dass die Atmosphäre in Lille elektrisierend war. Der französische Publikumsdruck war immens, als die Ränge von „Allez les bleus“ erfüllt wurden und die Marseillaise gesungen wurde. Dies sorgte für Gänsehautmomente und machte das Spiel zu einem wahren Auswärtsspiel für die deutsche Mannschaft rund um Kapitän Johannes Golla.
Die Einschätzung von Bundestrainer Alfred Gíslason
Bundestrainer Alfred Gíslason, der mit der deutschen Mannschaft als Gruppenerster ins Viertelfinale eingezogen war, wusste um die Herausforderung. Er hatte vor dem Spiel erklärt: „Frankreich ist nach wie vor eine der besten Mannschaften der Welt und großer Favorit in diesem Turnier. Auch wenn sie bisher nicht ganz so stabil gespielt haben. Wir müssen eines der besten Spiele der letzten Jahre – wenn nicht sogar das beste Spiel – zeigen.“ Diese Einschätzung stellte sich als völlig richtig heraus.
Die ersten Minuten: Frankreich setzt sich ab
Die erste Halbzeit zeigte deutlich, warum Frankreich als Favorit galt. Die französische Mannschaft, getragen von der leidenschaftlichen Unterstützung der Fans und den erfahrenen Spielern Nikola Karabatić (40) und Torwart Vincent Gerard (37), setzte sich schnell ab. Gerard, der nach einer Verletzung beim THW Kiel in der vergangenen Saison aussortiert wurde, zeigte in der ersten Hälfte eine herausragende Leistung und hielt knapp 50 Prozent der Würfe.
Deutschlands Rückkehr: Ein Kampfgeist wie aus dem Lehrbuch
Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten ließ sich das deutsche Team nicht unterkriegen. Nach einem Rückstand von 16:21 in der 34. Minute kämpften sich die Deutschen mit Leidenschaft und Wille zurück ins Spiel. Torwart David Späth, der seine Klasse bewies, und Julian Köster, der einen Kempa-Trick zum 25:25 (48.) ausführte, halfen, das Spiel wieder auszugleichen. Die Spannung im Spiel war nahezu unerträglich, und die deutsche Mannschaft zeigte eine beeindruckende Comeback-Qualität.
Der letzte Sekunden-Krimi: Uscins sorgt für den Ausgleich
Das Ende der regulären Spielzeit brachte dann den entscheidenden Moment. Frankreich nahm sechs Sekunden vor dem Ende eine Auszeit. Trainer Guillaume Gille versuchte, die Situation zu beruhigen und das Spiel über die Zeit zu bringen. Doch ein Missverständnis führte zu einem Fehlpass von Dika Mem auf Renars Uscins, der den Ball in der letzten Sekunde im Tor versenkte. Der Spielstand stand bei 29:29 und es ging in die Verlängerung.
Verlängerung: Nervenkitzel pur
In der Verlängerung wurde die Spannung noch intensiver. Jeder Fehler konnte den Ausschlag für das Weiterkommen bedeuten. Frankreich legte vor, doch Uscins glich erneut aus. Nach fünf Minuten der ersten Verlängerung stand es 32:32. Die letzten Minuten der Verlängerung waren geprägt von extremem Nervenkitzel. Johannes Golla brachte Deutschland mit 34:33 in Führung, bevor Frankreich ausglich. Schließlich sorgte Uscins erneut für den entscheidenden Treffer – 35:34! Deutschland hat das Halbfinale erreicht und das „6-Sekunden-Wunder“ ist perfekt.