Die Champions League steht vor einem radikalen Wandel und setzt auf Künstliche Intelligenz, um die bisher komplizierteste Vorrunden-Auslosung der Geschichte zu bewältigen. Ein Supercomputer wird heute Abend diese Auslosung leiten, doch die Veränderungen gehen weit darüber hinaus: Selbst die legendäre Hymne des Wettbewerbs erklingt in einem neuen Klang.
Eine neue Hymne – aber mit vertrauten Klängen
Trotz der umfassenden Änderungen bleibt ein Teil der alten Champions League bestehen: Der berühmte Hymnentext über die "Besten" und die "Champions". Allerdings wurde die Hymne, ursprünglich vom britischen Komponisten Tony Britten im Jahr 1992 in Anlehnung an Händels "Zadok The Priest" erschaffen, neu aufgenommen und in einem modernen Orchesterstil "leicht verfeinert". Der Gesang des Chors "Tenebrae" steht jetzt mehr im Vordergrund, was der Hymne eine glattere und weniger kraftvolle Note verleiht. Damit markiert die UEFA den Beginn eines umfassenden Rebrandings der Liga, die sich ab sofort deutlich vom bisherigen Format unterscheidet.
Die größte Reform seit 1992: Ein neues Ligasystem
Die Champions League verabschiedet sich von der traditionellen Gruppenphase, die seit ihrer Einführung in der Saison 1992/1993 bestand. Stattdessen spielen nun 36 Mannschaften (statt bisher 32) in einem gemeinsamen Ligasystem. Nach acht Vorrundenspielen, bei denen jedes Team gegen acht verschiedene Gegner antritt, qualifizieren sich die besten acht Teams direkt für das Achtelfinale. Die Mannschaften auf den Plätzen 9 bis 24 kämpfen in einer Art Hoffnungsrunde um die restlichen acht Plätze im Achtelfinale. Fünf deutsche Vereine – Bayer Leverkusen, VfB Stuttgart, Bayern München, RB Leipzig und Borussia Dortmund – sind in dieser neuen Struktur vertreten und profitieren von den gestiegenen Einnahmen.
Finanzieller Aspekt: Mehr Einnahmen für die Vereine
Das Startgeld für die teilnehmenden Vereine steigt von bisher 15,64 Millionen Euro auf 18,62 Millionen Euro. Hinzu kommen 2,1 Millionen Euro pro Sieg (zuvor 2,8 Millionen Euro). Das Platzierungsgeld reicht von 275.000 Euro für den 36. Platz bis zu 10 Millionen Euro für die erstplatzierte Mannschaft. Insgesamt schüttet die UEFA über 112 Millionen Euro an einen Teilnehmer aus, deutlich mehr als die bisherigen 85 Millionen. Weitere Einnahmen resultieren aus Zuschauereinnahmen und einem neuen Marktwert-Bereich. Insgesamt werden hier 853 Millionen Euro verteilt.
Neue Auslosung: Softwaregestützte Ziehung
Das neue Auslosungsverfahren sorgt ebenfalls für frischen Wind. Statt wie früher 32 Mannschaften in acht Vierergruppen aufzuteilen, treten die 36 Teams nun in einem Ligasystem gegeneinander an. Jede Mannschaft spielt acht Vorrundenspiele – vier Heimspiele und vier Auswärtsspiele gegen acht verschiedene Gegner. Die Teilnehmer werden dabei auf vier Lostöpfe basierend auf ihrem UEFA-Koeffizienten aufgeteilt. Bayern München, Borussia Dortmund und RB Leipzig befinden sich in Topf 1, Bayer Leverkusen in Topf 2, und der VfB Stuttgart kehrt in Topf 4 zurück.
Die Besonderheit dieser Auslosung liegt in der teilweisen Automatisierung. Anstelle von etwa 1000 Loskugeln, die notwendig wären, um alle Eventualitäten zu berücksichtigen, übernimmt eine Software einer Londoner Firma, die auf Künstliche Intelligenz setzt, die Auslosung. Der Prozess dauert dadurch nur noch 35 Minuten. Die Mannschaften werden nacheinander per Hand gezogen, und der Computer ermittelt zufällig die restlichen Gegner sowie die Spielorte.
Nach der Vorrunde: Der neue Weg zum Achtelfinale
Die acht besten Teams nach den Vorrundenspielen qualifizieren sich direkt für das Achtelfinale. Die Teams auf den Plätzen 9 bis 24 spielen in K.o.-Runden-Playoffs um die weiteren Achtelfinalplätze. Die Sieger der Playoffs ziehen in die K.o.-Phase ein, die weiterhin im bewährten Modus ausgetragen wird. Neu ist hierbei, dass es keine erneute Auslosung in jeder Runde gibt. Die Mannschaften werden entsprechend ihrer Platzierungen in einem Turnierbaum positioniert.
Neuer Spielplan: Längere Saison, mehr Spiele
Mit acht statt sechs Vorrundenspieltagen erstreckt sich die neue Champions-League-Saison bis in den Januar, mit Spielen dienstags und mittwochs um 18:45 Uhr und 21 Uhr. Zusätzlich gibt es zwei Ausnahmen: Am ersten Spieltag finden einige Partien an einem Donnerstag statt, am letzten Spieltag werden alle 18 Spiele zeitgleich ausgetragen. Die Übertragungsrechte bleiben bei DAZN und Amazon Prime, während das Finale im ZDF zu sehen sein wird.
Neuer Spielplan:
- Spieltag: 17./18./19. September 2024
- Spieltag: 1./2. Oktober 2024
- Spieltag: 22./23. Oktober 2024
- Spieltag: 5./6. November 2024
- Spieltag: 26./27. November 2024
- Spieltag: 10./11. Dezember 2024
- Spieltag: 21./22. Januar 2025
- Spieltag: 29. Januar 2025
- o.-Runden-Playoffs: 11./12. und 18./19. Februar 2025
- Achtelfinale: 4./5. und 11./12. März 2025
- Viertelfinale: 8./9. und 15./16. April 2025
- Halbfinale: 29./30. April und 6./7. Mai 2025
- Finale: 31. Mai 2025 in München
Änderungen in der Europa League und Conference League
Auch die Europa League wird nach dem neuen Champions-League-Format gespielt. In der Conference League gibt es jedoch weiterhin nur sechs Vorrundenspiele. Die 36 teilnehmenden Mannschaften werden auf sechs Lostöpfe aufgeteilt, und es bleibt bei den traditionellen K.o.-Runden-Playoffs.
Kein Abstieg in andere Wettbewerbe mehr
Wer in der Champions League oder Europa League ausscheidet, scheidet endgültig aus. Ein Abstieg in die Europa League oder die Conference League ist künftig nicht mehr möglich.
Diese umfassenden Änderungen stellen sicher, dass die Champions League auch in Zukunft ein spannendes und unberechenbares Turnier bleibt – mit einem Hauch von Modernität und technologischem Fortschritt.