Borussia Dortmund, einer der bekanntesten Fußballvereine Deutschlands, steht derzeit im Mittelpunkt intensiver Diskussionen. Nach einer enttäuschenden Nullnummer gegen Werder Bremen gibt es viele Debatten, vor allem über die Transferpolitik des Sommers und die Machtverhältnisse in der Führungsebene des Vereins. Im Fokus stehen dabei die Verantwortlichen Lars Ricken, Nuri Sahin und Sebastian Kehl, die seit dem Sommer in der ersten Reihe agieren. Doch wer hat tatsächlich das Sagen beim BVB, und wie verteilen sich die Machtstrukturen im Verein?
Die neue Führung: Ein Überblick
Seit der Übernahme der Führungsrolle durch Lars Ricken und die Rückkehr von Sven Mislintat als Technischer Direktor im Mai hat sich das Machtgefüge in der Chefetage des BVB deutlich verändert. Insbesondere Lars Ricken, der ehemalige Nachwuchsleiter und nun Sport-Boss, und Sebastian Kehl, der Sportdirektor, stehen unter genauer Beobachtung. Ihre Entscheidungen, insbesondere in Bezug auf Transfers und Kaderplanung, haben zu hitzigen Diskussionen geführt.
Einerseits loben einige die neue Führung für eine kluge Transferpolitik. Spieler wie Sébastien Haller und Youssoufa Moukoko, die hohe Gehälter bezogen, wurden verkauft, was dem Verein finanziell Luft verschafft hat. Andererseits gibt es Kritik, dass der Kader mit 22 Feldspielern zu dünn besetzt sei, insbesondere angesichts der hohen Ansprüche und der bevorstehenden Belastungen durch die Champions League und die Klub-WM im Sommer 2025.
Die Machtverteilung im Detail
Wer hat wie viel Macht beim BVB? Diese Frage stellt sich angesichts der verschiedenen Verantwortlichen und ihrer Rollen im Verein. Die Machtverhältnisse können in Prozent aufgeschlüsselt werden, um einen genaueren Überblick zu geben.
Hans-Joachim Watzke: Der Ober-Boss (30%)
Hans-Joachim Watzke, seit Jahren das Gesicht des Vereins und verantwortlich für den wirtschaftlichen Erfolg, bleibt die zentrale Figur in der Führungsriege von Borussia Dortmund. Bis mindestens Ende 2025 hält Watzke weiterhin seine Hand über alle wichtigen Beschlüsse und bewahrt sich das letzte Wort. Er beobachtet das Geschehen kritisch und schreitet zur Not ein, sollte es zu Entscheidungen kommen, die nicht im Sinne des Vereins sind. Watzkes Einfluss ist nach wie vor dominant, und er gilt als die Instanz, die die strategischen Weichen für die Zukunft des Vereins stellt.
Lars Ricken: Der Sport-Boss (25%)
Lars Ricken, ein Urgestein des Vereins und ehemaliger Nachwuchsleiter, hat sich in den letzten Jahren nach oben gearbeitet und agiert nun als Sport-Boss. Er lebt die Vereinsphilosophie, junge Talente zu fördern und sie später teuer zu verkaufen. Ricken hat als ehemaliger Spieler und Jugenddirektor ein tiefes Verständnis für den Verein und bringt diese Philosophie in seine Entscheidungen ein. Er gibt das finale "Go" bei Transfers und Kaderentscheidungen und steht in engem Austausch mit allen Ebenen des Vereins. Als "Kronprinz" von Watzke hat er in den letzten Jahren erheblich an Einfluss gewonnen.
Sebastian Kehl: Der Sportdirektor (20%)
Sebastian Kehl, ein weiterer ehemaliger Spieler des BVB, ist der Mann für die Verhandlungen. Als Sportdirektor ist er für die Gespräche mit anderen Klubs, Beratern und Spielern verantwortlich. Er ist auch für die Ausführung der Aufträge von oben zuständig, wie beispielsweise die Verschlankung des Kaders. Nachdem seine mögliche Beförderung zum Sport-Boss zunächst platzte, kämpft er nun um einen neuen Vertrag, der 2025 ausläuft. Trotz des schwierigen Starts gilt Kehl nach dem Transfer-Sommer als großer Gewinner, da er wichtige Spielerabgänge moderieren und neue Spieler integrieren konnte.
Nuri Sahin: Der Trainer und Insider (10%)
Nuri Sahin, ehemaliger Spieler und nun Trainer von Borussia Dortmund, hat sich schnell einen Platz in der Führungsstruktur des Vereins gesichert. Sahin genießt das Vertrauen von Watzke und ist in alle strategischen Pläne des Vereins eingeweiht. Sein guter Draht zu Watzke, der bereits aus seiner aktiven Zeit als Spieler bestand, gibt ihm eine starke Position im Verein. Sahin konnte beispielsweise seinen Wunschspieler Beier für den Verein gewinnen. Obwohl er nur zehn Prozent der "Macht" besitzt, hat Sahin durch seine enge Beziehung zur Vereinsführung und seine strategische Einbindung in die Diskussionen einen erheblichen Einfluss.
Matthias Sammer: Der Berater (10%)
Matthias Sammer, eine weitere prominente Figur im BVB-Umfeld, hat als Berater eine bedeutende Rolle inne. Sammer, der bereits in der Vergangenheit als Sportdirektor für den Verein tätig war, besitzt weiterhin maximalen Einfluss auf Watzke und seinen ehemaligen Mitspieler und Zimmergenossen Lars Ricken. Er bleibt ein fester Bestandteil der sogenannten "Elefantenrunde", einer informellen Runde, in der die wichtigsten Entscheidungen des Vereins besprochen werden. Sammers Stimme hat Gewicht, und seine Einschätzungen und Empfehlungen werden von Watzke und Ricken ernst genommen.
Sven Mislintat: Der Technische Direktor (5%)
Sven Mislintat, der als Technischer Direktor zurückgekehrt ist, hat im Vergleich zu früheren Jahren weniger Macht im Verein. Er darf hauptsächlich Transferempfehlungen aussprechen und mögliche Wechsel anschieben. Die Beziehungen zu Kehl und Sahin sind nach vier Monaten angespannt, da Mislintat als jemand wahrgenommen wird, der sich durch angebliche Alleingänge isoliert hat. Dennoch sind seine Kontakte im internationalen Fußball, wie zum Beispiel bei Spielern wie Guirassy und Anton, wertvoll. Obwohl Mislintat sich im Verein durch seine direkte Art etwas isoliert hat, bleibt er aufgrund seines Netzwerks und seiner Kenntnisse im Scouting ein wichtiger Akteur.