Im Streit um die Vergabe der TV-Rechte für die Bundesliga hat das Schiedsgericht eine überraschende Entscheidung getroffen: Der Streaming-Dienst DAZN hat sich durchgesetzt und damit eine Niederlage für die Deutsche Fußball-Liga (DFL) erzwungen. Die DFL muss das größte Rechtepaket der Bundesliga, das sogenannte Paket B mit insgesamt 196 Live-Spielen, neu ausschreiben. Das Paket umfasst die Übertragungen der Bundesliga-Spiele am Freitagabend und Samstagnachmittag sowie die beiden Relegationsspiele.
Hintergrund des Konflikts
Im Zentrum des Streits stand die Frage, ob die DFL berechtigt war, das Angebot von DAZN abzulehnen. Die Streaming-Plattform hatte am 15. April 2024 ein Angebot von etwa 1,6 Milliarden Euro für das Rechtepaket B vorgelegt. Dies entspricht durchschnittlich 400 Millionen Euro pro Saison und lag laut DAZN-Angaben mindestens 320 Millionen Euro über dem Angebot des Konkurrenten Sky.
Die DFL forderte jedoch kurzfristig innerhalb von 24 Stunden eine Bank-Garantie von DAZN, um die Zahlungsfähigkeit des Streaming-Dienstes zu bestätigen. DAZN konnte diese nicht fristgerecht vorlegen, weshalb die DFL das Angebot ablehnte. DAZN sah diese Forderung als unrechtmäßig an und brachte den Fall vor das Schiedsgericht.
Entscheidung des Schiedsgerichts
Das Schiedsgericht, das von DAZN angerufen wurde, entschied, dass die DFL nicht berechtigt war, während der Ausschreibung eine kurzfristige Bank-Garantie zu verlangen. Das Gericht erklärte, dass eine solche Forderung nur dann legitim gewesen wäre, wenn während der Ausschreibung neue Informationen über mögliche finanzielle Schwierigkeiten von DAZN aufgetaucht wären. Da dies jedoch nicht der Fall war, hätte die DFL eine derartige Anforderung rechtzeitig ankündigen müssen.
Die DFL, die das Urteil am Dienstag bestätigte, gab an, vorerst keine weitere Stellungnahme zu dem Fall abzugeben. Die konkrete Begründung des Schiedsgerichts soll erst im November 2024 veröffentlicht werden. Bis dahin bleibt unklar, wie genau die Ausschreibung weitergeführt wird. Das Präsidium der DFL wird über das weitere Vorgehen entscheiden.
Reaktionen auf das Urteil
DAZN zeigte sich nach dem Urteil zufrieden. In einer Stellungnahme des Unternehmens heißt es: „DAZN ist erfreut, dass das Gericht zu unseren Gunsten entschieden hat. Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass DAZN der beste Partner für die DFL, für die Vereine und für die deutschen Fußballfans ist.“
Die Entscheidung des Schiedsgerichts könnte den Wettbewerb um die Übertragungsrechte der Bundesliga nachhaltig verändern. DAZN, das in den vergangenen Jahren massiv in den Sportrechte-Markt investiert hat, positioniert sich klar als Hauptakteur im Bereich des Live-Sports. Mit dem Urteil erhält die Plattform die Möglichkeit, erneut um das lukrative Paket B mit 196 Spielen zu bieten.
Auswirkungen auf die Bundesliga und die DFL
Für die DFL ist die Entscheidung des Schiedsgerichts ein Rückschlag. Die Liga hatte gehofft, den Streit um die Rechtepakete schnell beenden zu können, um Planungssicherheit für die Saisons 2025/26 bis 2028/29 zu erlangen. Nun muss das Rechtepaket B neu ausgeschrieben werden, was den Prozess der Rechtevergabe verlängern und möglicherweise zu weiteren Verzögerungen führen wird.
Die Neuausschreibung könnte außerdem weitere potenzielle Bieter anziehen. Neben Sky und DAZN könnten auch internationale Anbieter wie Amazon oder Apple Interesse an den Bundesliga-Rechten haben. Die DFL steht nun vor der Herausforderung, den Prozess der Ausschreibung so transparent und rechtssicher wie möglich zu gestalten, um erneute juristische Auseinandersetzungen zu vermeiden.
Bedeutung für den TV-Markt
Das Urteil zugunsten von DAZN könnte weitreichende Folgen für den deutschen TV- und Streaming-Markt haben. Die Bundesliga-Rechte gehören zu den begehrtesten Übertragungsrechten im europäischen Sport und sind ein entscheidender Faktor für die Attraktivität von Plattformen wie DAZN oder Sky.
Sollte DAZN bei der erneuten Ausschreibung den Zuschlag für das Paket B erhalten, würde dies die Position des Streaming-Dienstes auf dem deutschen Markt weiter stärken. DAZN hat in den letzten Jahren bereits einen großen Teil der Übertragungsrechte für die Bundesliga erworben und könnte sich durch den Erwerb weiterer Rechte als führender Anbieter im Bereich Live-Fußball in Deutschland etablieren.
Konkurrenzdruck und Marktveränderungen
Der Konkurrenzkampf um die Bundesliga-Rechte hat in den letzten Jahren zugenommen. Neben den traditionellen TV-Sendern wie Sky treten zunehmend Streaming-Dienste wie DAZN oder internationale Technologiekonzerne wie Amazon in den Wettbewerb ein. Diese Entwicklung führt zu einer Fragmentierung des Marktes, da die Übertragungsrechte auf verschiedene Plattformen verteilt werden.
Für die Fans bedeutet dies, dass sie möglicherweise mehrere Abonnements abschließen müssen, um alle Spiele der Bundesliga live verfolgen zu können. Gleichzeitig könnte der Konkurrenzdruck zu innovativen Übertragungsformaten und besseren Angeboten für die Zuschauer führen.