Der renommierte Batteriekonzern Varta steht am Rande des Zusammenbruchs und plant drastische Maßnahmen zur Rettung. Ein radikaler Schuldenschnitt soll das Unternehmen stabilisieren, doch die bisherigen Aktionäre sehen einem Totalverlust entgegen. Diese umfassende Analyse beleuchtet die aktuelle Situation, die geplanten Restrukturierungsmaßnahmen und die potenziellen Auswirkungen auf alle Beteiligten.
Restrukturierungsvorschläge zur Abwendung der Insolvenz
Am Sonntagabend kündigte Varta an, beim Amtsgericht Stuttgart ein Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) einzureichen. Ziel ist es, eine nachhaltige Insolvenzabwendung zu erreichen. Die Restrukturierungsvorschläge beinhalten eine Herabsetzung des Grundkapitals auf null Euro sowie eine anschließende Kapitalerhöhung ohne Bezugsrecht der Altaktionäre. Die bisherigen Aktionäre würden somit leer ausgehen, obwohl ihre Anteile zuletzt noch 440 Millionen Euro wert waren.
Schuldenschnitt und Gläubigerverzicht
Ein wesentlicher Bestandteil der Restrukturierungspläne ist der Schuldenschnitt, der einen Verzicht der Gläubiger auf einen Großteil ihrer Ansprüche beinhaltet. Dies soll jedoch nur unter der Voraussetzung geschehen, dass das Eigenkapital auf null herabgesetzt wird. Varta plant, das StaRUG anzuwenden, um die Rechte einzelner Aktionäre oder Gläubiger zu beschneiden, die den Fortbestand des operativ lebensfähigen Unternehmens gefährden könnten.
Finanzbedarf und Gespräche mit Porsche
Varta hat einen dringenden Finanzbedarf im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Zur Deckung dieses Bedarfs sind Verhandlungen mit Finanzgläubigern und Investoren im Gange, darunter auch mit dem Sportwagenbauer Porsche AG. Porsche bestätigte die Verhandlungen und zeigte Interesse an einer Mehrheitsbeteiligung an der V4Drive Battery GmbH, die das Geschäft für großformatige Lithium-Ionen-Rundzellen bündelt. Ziel von Porsche ist es, diese Schlüsseltechnologie am Standort Deutschland zu erhalten.
Skepsis großer Gläubiger
Trotz der skizzierten Rettungspläne sind große Gläubiger skeptisch. Sie befürchten, dass die geplante Kapitalerhöhung zu einer unfairen Behandlung führt, da sie von dieser ausgeschlossen würden. Die Möglichkeit zur weiteren Beteiligung nach dem Kapitalschnitt bliebe dem bisherigen Mehrheitsaktionär und Porsche vorbehalten. Gläubigervertreter setzen daher auf eine engere Einbindung in die geplanten Rettungsschritte, insbesondere angesichts der Verbindlichkeiten von knapp einer halben Milliarde Euro.
Dramatischer Kursverfall der Aktie
Die Varta-Aktie erlebte einen dramatischen Kursverfall. Seit ihrem Börsengang 2017 für 17,50 Euro hatte die Aktie lange Zeit eine hohe Nachfrage. Anfang 2021 erreichte sie einen Höchststand von 181,30 Euro. Seitdem ging es rapide bergab, und am Freitag schloss die Aktie bei 10,32 Euro. Am Montagmorgen stürzte sie auf 2,10 Euro ab, was einem Wertverlust von 80 Prozent über das Wochenende entspricht. Der Börsenwert des Unternehmens lag somit bei knapp 440 Millionen Euro.