Deutsche Bahn plant drastische Erhöhung der Ticketpreise nach Haushaltseinigung
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Deutsche Bahn plant drastische Erhöhung der Ticketpreise nach Haushaltseinigung

Die Deutsche Bahn steht vor einer erheblichen Herausforderung: Aufgrund der jüngsten Haushaltsverhandlungen der Ampel-Koalition sieht sich der Staatskonzern gezwungen, die Trassenpreise, also die Gebühren für die Nutzung des Schienennetzes, deutlich zu erhöhen. Diese Kostensteigerungen werden voraussichtlich auf die Kunden abgewälzt, was zu spürbaren Preiserhöhungen bei Bahntickets führen wird. Betroffen davon sind sowohl der Fern- als auch der Güterverkehr und die Regionalbahnen.

Hintergrund der Preiserhöhungen: Haushaltsverhandlungen und deren Auswirkungen

Die jüngsten Haushaltsverhandlungen der Ampel-Koalition haben die finanzielle Situation der Deutschen Bahn maßgeblich beeinflusst. Ursprünglich waren für die Deutsche Bahn milliardenschwere Zuschüsse geplant, die jedoch durch eine Eigenkapitalerhöhung von 4,5 Milliarden Euro für die Netztochter DB Infrago ersetzt wurden. Diese Eigenkapitalerhöhung wird nicht auf die Schuldenbremse angerechnet, was für den Bund einen finanziellen Vorteil darstellt. Allerdings bringt diese Entscheidung auch eine erhebliche Last für die DB Infrago mit sich.

Die Rolle der Eigenkapitalverzinsung

Ein wesentlicher Faktor, der zu den steigenden Trassenpreisen führt, ist die gesetzlich vorgeschriebene Verzinsung des Eigenkapitals. Diese beträgt derzeit 5,9 Prozent und muss über die Einnahmen aus den Trassenpreisen erwirtschaftet werden. Je höher das Eigenkapital, desto höher müssen die Trassenpreise ausfallen, um die Verzinsung sicherzustellen. Dies führt dazu, dass die Deutsche Bahn gezwungen ist, die Nutzung ihrer Schieneninfrastruktur teurer zu machen, was letztlich die Fahrgäste und Frachtkunden belastet.

Auswirkungen auf die verschiedenen Verkehrssektoren

Die geplante Erhöhung der Trassenpreise wird sich auf verschiedene Verkehrssektoren unterschiedlich auswirken. Dabei sind sowohl der Fernverkehr, der Regionalverkehr als auch der Güterverkehr betroffen, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß.

Erhöhung der Trassenpreise im Fernverkehr

Im Fernverkehr sollen die Trassenpreise ab 2025 um knapp 18 Prozent steigen. Dies bedeutet, dass die Nutzer von IC- und ICE-Zügen mit höheren Ticketpreisen rechnen müssen. Die Tochtergesellschaft DB Fernverkehr, die diese Züge betreibt, hatte bereits angekündigt, die Preise anzuheben, wenn die Trassenpreise stärker als die Inflationsrate steigen. Da dies nun der Fall ist, werden die Fahrgäste im Fernverkehr erheblich mehr für ihre Reisen bezahlen müssen.

Auswirkungen auf den Regionalverkehr

Der Regionalverkehr wird von der geplanten Trassenpreiserhöhung ebenfalls stark betroffen sein. Ab 2026 sollen die Trassenpreise in diesem Sektor um 23,5 Prozent steigen. Allerdings ist gesetzlich geregelt, dass die Schienenmaut für den Regionalverkehr nicht stärker als um drei Prozent erhöht werden darf. Dies bedeutet, dass die Mehrkosten, die durch die Erhöhung entstehen, nicht vollständig an die Endverbraucher weitergegeben werden können. Stattdessen könnten die Bundesländer, die den Nahverkehr bei den verschiedenen Bahn-Anbietern bestellen, gezwungen sein, entweder die zusätzlichen Kosten zu tragen oder den Verkehr zu reduzieren.

Steigende Kosten im Güterverkehr

Auch der Güterverkehr wird von den steigenden Trassenpreisen betroffen sein. Hier soll die Schienenmaut um knapp 15 Prozent steigen. Dies sorgt in der Branche für erhebliche Unruhe, da der Schienengüterverkehr im Vergleich zur Straße und zum Lkw-Verkehr ohnehin benachteiligt ist. In Zeiten der Klimakrise, in denen umweltfreundlichere Verkehrsmittel gefördert werden sollten, könnte diese Erhöhung kontraproduktiv wirken und die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene weiter erschweren.

Reaktionen aus der Politik und von Interessenverbänden

Die geplanten Trassenpreiserhöhungen haben bereits zu kritischen Reaktionen aus verschiedenen politischen Lagern und von Interessenverbänden geführt. Sowohl Bundesländer als auch Vertreter des Güterverkehrs und Fahrgastverbände haben ihre Bedenken geäußert.

Bundesverkehrsminister Wissing und die geplante Dämpfung der Schienenmaut

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat angekündigt, die massiven Preiserhöhungen für die Nutzung der Schienenwege dämpfen zu wollen. Der Minister plant, die vorgeschriebene Verzinsung des Eigenkapitals der Bahn-Netztochter DB Infrago massiv zu senken. Statt der bisherigen 5,9 Prozent soll die Verzinsung künftig nur noch rund zwei Prozent betragen. Dies könnte die Einnahmen der DB Infrago aus der Schienenmaut um etwa 800 Millionen Euro verringern.

Allerdings steht das Verkehrsministerium vor einem Dilemma: Einerseits würde die Senkung der Verzinsung die Belastung für die Bahnnutzer verringern, andererseits fehlen dem Unternehmen dann wichtige Einnahmen, die für den Erhalt und Ausbau der Schieneninfrastruktur dringend benötigt werden. Das Ministerium arbeitet daher an einem konkreten Fahrplan, wie die Finanzierung der Schieneninfrastruktur in Deutschland zukunftssicher gestaltet werden kann.

Kritik und Sorgen der Bundesländer

Mehrere Bundesländer haben bereits ihre Sorgen bezüglich der Trassenpreiserhöhungen geäußert. Besonders Bayern und Baden-Württemberg haben deutlich gemacht, dass die geplanten Erhöhungen im Regionalverkehr für sie nicht tragbar sind. Das bayerische Verkehrsministerium bezeichnete die Erhöhung als „nicht zu verkraften“, während Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann vor „erheblichen Problemen“ warnte. Hermann forderte den Bund auf, die Mehrkosten zu übernehmen, da die Länder nicht in der Lage seien, zusätzliche Trassenkosten zu tragen.

Die Bundesländer befürchten, dass die höheren Trassenpreise zu Einschnitten im Nahverkehr führen könnten. Dies könnte insbesondere in ländlichen Regionen, wo der öffentliche Nahverkehr ohnehin schon weniger gut ausgebaut ist, zu erheblichen Einschränkungen führen.

Reaktionen der Güterverkehrsbranche

Auch in der Güterverkehrsbranche stößt die geplante Erhöhung der Schienenmaut auf heftige Kritik. Der Verband der „Güterbahnen“, der die Wettbewerber der Deutschen Bahn vertritt, zeigte sich empört über die Entwicklungen. Der Geschäftsführer des Verbands, Peter Westenberger, sprach von einem „kollabierenden Trassenpreissystem“ und einem „Preisschock“. Besonders besorgniserregend sei, dass der Güterverkehr, der ohnehin schon unter den hohen Kosten leidet, in den kommenden Jahren noch stärker belastet werden könnte.

Die Branche sieht in den geplanten Erhöhungen einen weiteren Rückschlag für den umweltfreundlichen Schienengüterverkehr, der in Deutschland ohnehin schon mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen hat.

Einschätzung des Fahrgastverbands Pro Bahn

Der Fahrgastverband Pro Bahn zeigte sich ebenfalls besorgt über die geplanten Preiserhöhungen. Der stellvertretende Vorsitzende des Verbands, Andreas Schröder, äußerte die Befürchtung, dass die Deutsche Bahn in den kommenden Jahren vor enormen Herausforderungen stehen wird. Baustellen, Umleitungen und Einschränkungen im Bahnverkehr könnten zunehmen, was die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs weiter verringern könnte. Schon jetzt seien viele Pendler frustriert und verärgert über Verspätungen, Ausfälle und Einschränkungen im Angebot.

Langfristige Konsequenzen für den Bahnverkehr in Deutschland

Die geplanten Trassenpreiserhöhungen werfen zahlreiche Fragen auf, wie der Bahnverkehr in Deutschland in Zukunft gestaltet werden soll. Die Deutsche Bahn steht vor der Herausforderung, einerseits die notwendigen Investitionen in die Schieneninfrastruktur zu tätigen und andererseits die Kosten für die Nutzer im Rahmen zu halten.

Finanzierung der Schieneninfrastruktur

Eine der größten Herausforderungen besteht darin, die Finanzierung der Schieneninfrastruktur langfristig sicherzustellen. Die geplante Senkung der Verzinsung des Eigenkapitals könnte zwar die Belastung für die Bahnnutzer verringern, würde jedoch auf der anderen Seite zu Einnahmeausfällen führen. Es bleibt abzuwarten, welche Lösungen das Bundesverkehrsministerium in Zusammenarbeit mit den Bundesländern und der Bahnbranche entwickeln wird, um dieses Dilemma zu lösen.

Mögliche Auswirkungen auf die Verkehrswende

Die geplanten Preiserhöhungen könnten auch Auswirkungen auf die angestrebte Verkehrswende haben. Ziel der Bundesregierung ist es, den Verkehr in Deutschland klimafreundlicher zu gestalten, indem mehr Güter und Menschen auf die Schiene verlagert werden. Die höheren Trassenpreise könnten jedoch das Gegenteil bewirken und dazu führen, dass mehr Verkehr auf die Straße verlagert wird, da die Schiene für viele Nutzer unattraktiver wird.

Zukunft des Regionalverkehrs

Besonders kritisch wird die Situation im Regionalverkehr gesehen. Die Bundesländer, die den Nahverkehr bei den Bahn-Anbietern bestellen, stehen vor der Herausforderung, die zusätzlichen Kosten entweder selbst zu tragen oder den Verkehr einzuschränken. Dies könnte insbesondere in ländlichen Regionen zu einer weiteren Verschlechterung des öffentlichen Nahverkehrs führen, was die Erreichbarkeit und Mobilität der Bevölkerung stark beeinträchtigen könnte.