Der Düsseldorfer Konsumgüter- und Industriekonzern Henkel, bekannt für Marken wie Persil, Pril und Schwarzkopf, hat eine bedeutende Phase seines laufenden Restrukturierungsprogramms erreicht. Der Vorstandsvorsitzende Carsten Knobel hat in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ die zweite Phase dieses tiefgreifenden Umbaus angekündigt, der in den kommenden Jahren weitere Einschnitte und Veränderungen nach sich ziehen wird. Die Zielsetzung dieser Maßnahmen ist klar: Henkel möchte seine Produktionsprozesse, die Logistik sowie den Einkauf effizienter gestalten und gleichzeitig seine Marktposition stärken.
Stellenabbau und Standortoptimierung: Die zweite Phase des Restrukturierungsplans
In der jüngsten Ankündigung von Henkel steht der Stellenabbau erneut im Mittelpunkt. Im Zuge der zweiten Phase des Restrukturierungsprogramms werden weitere Arbeitsplätze abgebaut. Die genauen Zahlen, wie viele Stellen in Deutschland betroffen sein werden, ließ das Unternehmen jedoch offen. „Sicherlich werden dabei auch Lager und Produktionsstätten wegfallen und damit Arbeitsplätze“, betonte Knobel in seinem Statement. Diese Maßnahmen dienen laut Knobel der Optimierung der Produktion, des Einkaufs sowie der Logistik und Lagerhaltung. Es bleibt jedoch die beruhigende Aussage, dass in Deutschland keine kompletten Werke geschlossen werden.
Rückblick: Die erste Phase des Umbaus und deren Auswirkungen
Bereits in der ersten Phase des Restrukturierungsprogramms, die 2022 begann, hat Henkel weltweit etwa 2000 Stellen gestrichen, darunter rund 300 in Deutschland. Diese Phase konzentrierte sich hauptsächlich auf Synergien in den Bereichen Marketing und Vertrieb. Eine der wichtigsten Entscheidungen in diesem Zusammenhang war die Zusammenlegung des Kosmetik- und Waschmittelgeschäfts. Ziel dieser Fusion war es, die Kosten zu senken und gleichzeitig das Wachstum zu fördern. Der Schritt markierte den Beginn eines umfassenden Transformationsprozesses, der laut dem „Handelsblatt“ als der größte in der Geschichte des Unternehmens gilt.
Neben den internen Umstrukturierungen hat Henkel seit Beginn dieses Projekts auch Marken mit einem Gesamtumsatz von 650 Millionen Euro eingestellt oder verkauft. Diese Maßnahmen verdeutlichen die Entschlossenheit des Unternehmens, sich auf profitablere und strategisch bedeutendere Geschäftsbereiche zu konzentrieren.
Strategische Fokussierung: Die Neuausrichtung auf zwei Kernbereiche
Im Rahmen der Transformation hat Henkel seine Geschäftsstrategie klar definiert und fokussiert sich nun auf zwei Hauptbereiche: das Konsumentengeschäft und das Klebstoffgeschäft. Im Konsumentengeschäft stehen insbesondere Wasch- und Reinigungsmittel sowie Haarpflegeprodukte im Vordergrund. Diese Bereiche sind nach wie vor wesentliche Säulen des Unternehmens und tragen maßgeblich zum Umsatz bei.
Das Klebstoffgeschäft, in dem Henkel als globaler Marktführer agiert, stellt die zweite zentrale Säule des Konzerns dar. Hier konnte das Unternehmen über Jahre hinweg eine führende Position auf dem Weltmarkt etablieren, was nicht zuletzt durch kontinuierliche Innovationen und gezielte Akquisitionen erreicht wurde.
Erfolgreiche Halbjahresbilanz: Henkel auf dem richtigen Weg?
Die bisherigen Maßnahmen scheinen Früchte zu tragen. Laut Carsten Knobel hat Henkel im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres eine „sehr gute Geschäftsentwicklung“ verzeichnet. Dies sei ein Indiz dafür, dass die eingeschlagene Strategie auf dem richtigen Weg sei. Die Ausrichtung auf ein ganzheitliches Wachstum, so Knobel, zeige bereits greifbare Erfolge. Diese Aussage deutet darauf hin, dass Henkel seine Marktposition trotz der Herausforderungen durch den Umbau stärken konnte und optimistisch in die Zukunft blickt.
Langfristige Ziele: Einsparungen und Wachstum bis 2026
Ein zentrales Ziel der laufenden Umbaumaßnahmen ist es, bis Ende 2026 die geplanten Einsparungen in voller Höhe zu realisieren. Diese Einsparungen sollen das Unternehmen in die Lage versetzen, langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig neue Wachstumsimpulse zu setzen. Wie genau diese Einsparungen erreicht werden sollen, bleibt im Detail unklar, doch die bisherigen Schritte lassen vermuten, dass Henkel weiterhin auf eine Kombination aus Effizienzsteigerungen und Fokussierung auf strategische Kernbereiche setzen wird.
Herausforderungen und Risiken: Der Umbau als Balanceakt
Trotz der bisherigen Erfolge sind die Herausforderungen für Henkel beträchtlich. Der Stellenabbau, insbesondere in Deutschland, könnte zu Spannungen mit der Belegschaft und den Gewerkschaften führen. Auch die Unsicherheit über die Zukunft bestimmter Standorte könnte das Betriebsklima belasten. Zudem birgt der Verkauf oder die Einstellung von Marken das Risiko, Marktanteile an Wettbewerber zu verlieren, insbesondere in einem so hart umkämpften Markt wie dem Konsumgütersektor.
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Notwendigkeit, das Klebstoffgeschäft weiterhin als globaler Marktführer zu behaupten. Dies erfordert kontinuierliche Innovationen und Investitionen in Forschung und Entwicklung, um den technologischen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz zu halten.
Die Rolle von Carsten Knobel: Ein CEO in turbulenten Zeiten
Carsten Knobel, der seit Januar 2020 an der Spitze von Henkel steht, hat die anspruchsvolle Aufgabe übernommen, das Unternehmen durch diese Transformationsphase zu führen. In einer Zeit, die durch wirtschaftliche Unsicherheiten, Veränderungen im Konsumverhalten und den zunehmenden Druck auf die Nachhaltigkeit geprägt ist, muss Knobel sicherstellen, dass Henkel seine Ziele erreicht, ohne dabei die Loyalität der Mitarbeiter oder das Vertrauen der Investoren zu verlieren.
Knobel ist bekannt für seine strategische Weitsicht und seine Fähigkeit, komplexe Projekte zu steuern. Seit seinem Amtsantritt hat er bereits mehrere bedeutende Entscheidungen getroffen, die Henkel auf einen klaren Kurs gebracht haben. Die kommenden Jahre werden jedoch zeigen, ob seine Strategie auch langfristig Früchte tragen wird.
Nachhaltigkeit und Innovation: Die Zukunftsperspektive von Henkel
Ein weiterer zentraler Aspekt der Transformation bei Henkel ist das Thema Nachhaltigkeit. In einer Zeit, in der Verbraucher zunehmend Wert auf umweltfreundliche und sozial verantwortliche Produkte legen, muss Henkel sicherstellen, dass seine Produktpalette diesen Anforderungen gerecht wird. Dies bedeutet, dass Henkel nicht nur seine Produktionsprozesse weiter optimieren, sondern auch in nachhaltige Innovationen investieren muss.
Das Unternehmen hat bereits in der Vergangenheit Initiativen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes und zur Förderung von Recyclingmaterialien gestartet. Diese Bemühungen müssen jedoch intensiviert werden, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und gleichzeitig das Unternehmenswachstum zu fördern.