Volkswagen (VW) hat seine umstrittene Fabrik in der westchinesischen Provinz Xinjiang veräußert. Dieser Schritt erfolgt nach anhaltender Kritik über die mutmaßliche Beteiligung an Menschenrechtsverletzungen in der Region. Die Entscheidung markiert einen Wendepunkt in der Beziehung des deutschen Automobilherstellers zu China, insbesondere angesichts des wachsenden Drucks internationaler Gemeinschaften.
Hintergrund des Werks in Urumqi
Das Werk wurde 2012 in Urumqi, der Hauptstadt der Provinz Xinjiang, eröffnet. Mit rund 700 Mitarbeitern war es das erste Werk eines internationalen Automobilherstellers in dieser Region. Die Investitionssumme belief sich auf etwa 170 Millionen Euro. Xinjiang, Heimat von etwa 22 Millionen Menschen, darunter eine erhebliche Uiguren-Bevölkerung, wurde seit Jahren mit Berichten über schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen in Verbindung gebracht.
Menschenrechtliche Kritik
Die Region steht im Fokus internationaler Berichterstattung über sogenannte „Umerziehungslager“, in denen Zwangsarbeit eine zentrale Rolle spielen soll. Die Uiguren, eine turksprachige, mehrheitlich muslimische Minderheit, werden Berichten zufolge systematisch unterdrückt. Menschenrechtsorganisationen und Experten warfen VW vor, durch den Betrieb des Werks in Urumqi potenziell von Zwangsarbeit in der Region zu profitieren.
VW unter Druck
In den letzten Jahren sah sich VW zunehmendem Druck ausgesetzt, das Werk zu veräußern. Im Februar des vergangenen Jahres erklärte der damalige China-Vorstand Ralf Brandstätter, dass es keine Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen im Werk gebe. Dennoch nahm die Kritik nicht ab. Im September dieses Jahres sorgte ein mangelhafter Bericht zu den Menschenrechten in der Region für erhebliche internationale Empörung.
Internationale Reaktionen
Ein Netzwerk aus 50 Parlamentariern verschiedener Länder, darunter Schweden, Großbritannien, Australien und Kanada, forderte VW explizit dazu auf, sich aus Xinjiang zurückzuziehen. Die Abgeordneten argumentierten, dass der Betrieb in der Region moralisch und politisch unhaltbar sei. Dies verstärkte den Druck auf VW, eine Entscheidung zu treffen.
Strategische Neuausrichtung
VW-Markenchef Thomas Schäfer unterstrich in einem Interview, dass China weiterhin ein zentraler Markt für den Konzern bleibe. Dennoch zeigte sich ein deutlicher Rückgang bei den Verkaufszahlen in China. In den ersten neun Monaten dieses Jahres verzeichnete VW einen Absatzrückgang von 12 Prozent. Der zunehmende Erfolg einheimischer Automobilhersteller verschärfte die Wettbewerbssituation.