Steuern: Milliardenstrafe für Volkswagen in Indien
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Steuern: Milliardenstrafe für Volkswagen in Indien

Volkswagen sieht sich erneut mit massiven Herausforderungen konfrontiert. Neben geplanten Stellenstreichungen und möglichen Werksschließungen in Deutschland droht dem Wolfsburger Konzern nun auch eine Milliardenstrafe in Indien. Der Hintergrund: Die indische Zollbehörde erhebt schwere Vorwürfe gegen den Automobilhersteller und beschuldigt ihn, Einfuhrzölle in Milliardenhöhe hinterzogen zu haben.

Zollforderung: 1,32 Milliarden Euro zu wenig gezahlt

Laut einem Bericht einer Nachrichtenagentur basierend auf einem Dokument der indischen Behörden soll VW seit 2012 insgesamt 1,32 Milliarden Euro an Zöllen unterschlagen haben. Ein Insider rechnet sogar mit einer möglichen Strafzahlung von bis zu 2,65 Milliarden Euro. Dieses Problem wirft einen weiteren Schatten auf die Führung des Konzerns, der derzeit von Oliver Blume geleitet wird.

Vorwurf: Aufteilung von Lieferungen zur Zollvermeidung

Die Zollbehörde wirft VW vor, Einzelteile der Fahrzeuge bewusst getrennt verschickt zu haben, um so von günstigeren Zolltarifen zu profitieren. In Indien liegt der Zollsatz für Einzelteile bei 15 %, während ganze Bausätze mit 30 bis 35 % besteuert werden. Dieser „Zollspar-Trick“ soll dem Konzern erhebliche Einsparungen ermöglicht haben.

Offizielle Stellungnahme von Volkswagen

Volkswagen weist die Vorwürfe zurück und betont, als global agierendes Unternehmen stets sämtliche internationalen und lokalen Vorschriften einzuhalten. Der Konzern erklärte zudem, die Ermittlungen der indischen Behörden aktiv zu unterstützen und das entsprechende Dokument zu prüfen.

Beschlagnahmungen und interne Kommunikation im Fokus

Bereits 2022 hatten die indischen Behörden umfangreiche Dokumente sowie interne E-Mails hochrangiger VW-Manager beschlagnahmt. Dabei stand insbesondere die Frage im Raum, warum für den Bau eines Autos notwendige Teile nicht gemeinsam geliefert wurden. Auf eine entsprechende Nachfrage konnte der damalige Indien-Chef von VW, Piyush Arora, offenbar keine klare Antwort geben.

Interne Software unter Verdacht

Die indischen Behörden untersuchten auch die Logistikabläufe des Konzerns. Im Zentrum der Ermittlungen steht eine Software, die für die Aufteilung von Bestellungen verantwortlich sein soll. Demnach wurden Lieferungen aus Ländern wie Deutschland, Mexiko und Tschechien gezielt in kleinere Einheiten aufgespalten, um so geringere Zollabgaben zu gewährleisten. Für ein Fahrzeugmodell könnten so zwischen 700 und 1500 Einzelteile separat bestellt worden sein.

VW in Indien: Zwei Werke und große Ambitionen

Volkswagen betreibt in Indien zwei Produktionsstätten, in denen Modelle der Marken VW, Audi und Skoda gefertigt werden. Die Führung der Werke liegt in den Händen der Marke Skoda, die für die Koordination und Produktion verantwortlich ist. Trotz der aktuellen Probleme spielt der Konzern bislang nur eine untergeordnete Rolle auf dem indischen Markt.

Zusammenarbeit mit Mahindra als Hoffnungsschimmer

Um seine Präsenz in Indien zu stärken, hat Volkswagen Anfang des Jahres eine Partnerschaft mit einem führenden indischen Automobilhersteller geschlossen. Ziel der Kooperation ist es, neue Marktsegmente zu erschließen und wettbewerbsfähiger zu werden.