In Berlin ereigneten sich erneut brutale Messerattacken. In Berlin-Neukölln brach ein Mann vor den Augen der Passanten zusammen, nachdem ihm in einem Streit ein Messer in den Hals gerammt wurde. Kurze Zeit später kam es im Berliner Stadtteil Wedding zu weiteren Messerangriffen, bei denen mehrere Männer aufeinander losgingen. Diese Vorfälle sind nur ein Bruchteil der beunruhigenden Entwicklung, die sich in Deutschland in den letzten Jahren abzeichnet.
Tägliche Messerattacken und alarmierende Zahlen
Laut Berichten der Bundespolizei wurden im Jahr 2023 täglich etwa 60 bis 70 Messerangriffe registriert. Die aktuellen Zahlen für das Jahr 2024 deuten darauf hin, dass diese erschreckende Entwicklung weiter zunimmt. Besonders alarmierend sind die Statistiken für die ersten sechs Monate des Jahres 2024: Bereits 430 Fälle von Messergewalt wurden gemeldet, verglichen mit 777 im gesamten Jahr 2023. Diese Zahlen verdeutlichen die dramatische Zunahme von Messerattacken, insbesondere in stark frequentierten Bereichen wie Bahnhöfen.
Messerangriffe an Bahnhöfen: Ein besorgniserregendes Phänomen
Bahnhöfe haben sich zu einem absoluten Hotspot der Messergewalt entwickelt. Im ersten Halbjahr 2024 wurden hier 467 Fälle von Messergewalt registriert. Die Zahlen der Bundespolizei für die Waffenverbotszonen an Bahnhöfen bestätigen diese alarmierende Tendenz. Diese Statistik ist besonders besorgniserregend, da sie nur einen Teil der bundesweit verzeichneten Delikte widerspiegelt.
Maßnahmen der Innenministerin Nancy Faeser
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat angekündigt, dass sie Maßnahmen zur Eindämmung der Messergewalt einleiten wird. Laut Faeser sollen Messer in der Öffentlichkeit nur noch eine Klingenlänge von bis zu sechs Zentimetern haben dürfen, statt bisher zwölf Zentimetern. Ausnahmen sollen nur für Haushaltsmesser gelten, die in geschlossenen Behältnissen nach dem Kauf transportiert werden dürfen. Zudem plant Faeser ein generelles Umgangsverbot für gefährliche Springmesser und kündigt entsprechende Änderungen des Waffenrechts an.
Faeser betont, dass die Kommunen verstärkt Waffen- und Messerverbotszonen einrichten müssen. Die konsequente Durchsetzung von Messerverboten durch die Polizei, insbesondere an Bahnhöfen, soll weiter verstärkt werden.
Die Situation an den Krankenhäusern: Ein besorgniserregender Trend
Die Dramatik der Messerangriffe spiegelt sich auch in den Krankenhäusern wider. Professor Ulrich Stöckle, der Chef-Unfallchirurg der Berliner Charité, meldete, dass im ersten Halbjahr 2024 so viele Stichverletzungen registriert wurden wie sonst in einem ganzen Jahr. Stöckle äußert Besorgnis über die offensichtlich niedrigere Schwelle für Körperverletzungen in der Gesellschaft und fordert verstärkte Maßnahmen zur Bekämpfung der Gewalt.
Vorschläge der Polizeigewerkschaft zur Bekämpfung der Messergewalt
In Reaktion auf die zunehmende Messergewalt hat die Polizeigewerkschaft GdP ungewöhnliche Vorschläge gemacht. Sie fordert eine „Abwrackprämie“ für gefährliche Messer: Personen, die ihr Butterfly-Messer abgeben, sollen straffrei bleiben und könnten beispielsweise ein Netflix-Abo als Belohnung erhalten. Diese Maßnahme soll als Anreiz dienen, gefährliche Messer aus dem Umlauf zu nehmen.