Welche Koalitionsmöglichkeiten für Kanzlerkandidat Friedrich Merz gibt es?
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Welche Koalitionsmöglichkeiten für Kanzlerkandidat Friedrich Merz gibt es?

Friedrich Merz hat sich als Kanzlerkandidat der CDU/CSU für die Bundestagswahl 2025 positioniert. Sollte er die Wahl gewinnen, steht ihm die nächste Herausforderung bevor: Mit welcher Partei könnte die Union eine Koalition eingehen?

Schwarz-Gelb: CDU/CSU und FDP

Eine Koalition zwischen CDU/CSU und FDP, auch bekannt als Schwarz-Gelb, fand zuletzt zwischen 2009 und 2013 auf Bundesebene statt. Diese Zusammenarbeit war jedoch von internen Konflikten geprägt, und die FDP scheiterte anschließend an der Fünf-Prozent-Hürde. Inhaltlich liegen Union und FDP besonders in den Bereichen Finanzen, Wirtschaft und Migrationspolitik nah beieinander. Trotz der Differenzen in der Vergangenheit würde die FDP derzeit bevorzugt mit der Union koalieren.

Allerdings hängt die Machbarkeit dieser Koalition von den Wahlergebnissen ab. Sollte die FDP die Fünf-Prozent-Hürde nicht überwinden, wäre diese Option nicht mehr möglich. Auch wenn sie es schafft, ist unklar, ob Schwarz-Gelb eine Mehrheit im Bundestag erreichen würde.

Schwarz-Grün: CDU/CSU und Die Grünen

Die Idee einer schwarz-grünen Koalition auf Bundesebene wird schon länger diskutiert. Beide Parteien hatten 2013, 2017 und 2021 ernsthafte Gespräche geführt, entschieden sich jedoch letztlich dagegen. Die Union schließt aktuell eine Koalition mit den Grünen kategorisch aus, da insbesondere in der Migrationspolitik deutliche Differenzen bestehen. Friedrich Merz hat jedoch angedeutet, dass sich die Lage innerhalb des nächsten Jahres ändern könnte, falls die Grünen ihren Kurs modifizieren.

Innerhalb der CDU/CSU gibt es allerdings eine starke Abneigung gegenüber den Grünen, die von Merz und CSU-Chef Markus Söder mitgetragen wird. Diese Koalition wäre deshalb schwer zu vermitteln, selbst wenn es rechnerisch möglich wäre.

Große Koalition: CDU/CSU und SPD

Deutschland wurde bereits zwölf Jahre lang von einer Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD regiert. Obwohl viele Bürgerinnen und Bürger diese Konstellation als langweilig empfanden, könnte sie nach den turbulenten Jahren der Ampelkoalition wieder als verlässliche Option wahrgenommen werden. In der Innen- und Migrationspolitik gibt es durchaus Überschneidungen zwischen CDU/CSU und SPD, was eine Zusammenarbeit erleichtern könnte.

Ein Unsicherheitsfaktor ist jedoch die SPD selbst. Parteivorsitzender Lars Klingbeil träumte 2021 von einem sozialdemokratischen Jahrzehnt, und es ist fraglich, ob sich die SPD nach einem Wahlsieg der Union in die Rolle des Juniorpartners begeben würde. Auch ist unklar, ob eine Große Koalition tatsächlich eine Mehrheit im Bundestag erreichen könnte.

Dreier-Koalitionen: Kenia, Deutschland oder Jamaika

Sollte eine Große Koalition aus CDU/CSU und SPD keine Mehrheit haben, könnten Dreierkoalitionen eine Möglichkeit sein. Hier kämen Bündnisse mit den Grünen und/oder der FDP infrage, wie die Kenia-Koalition (CDU/CSU, SPD, Grüne) oder Jamaika-Koalition (CDU/CSU, FDP, Grüne). Diese Konstellationen wären rechnerisch denkbar, aber Dreierkoalitionen gelten als besonders konfliktanfällig und kompliziert.

Die aktuelle Ampelkoalition zeigt die Schwierigkeiten solcher Bündnisse deutlich. Zudem bestehen bei der CSU traditionell Eigenständigkeitsbestrebungen, die solche Koalitionen zusätzlich erschweren.

AfD, Linke und BSW: Theoretische, aber unwahrscheinliche Optionen

Eine Koalition mit der AfD schließt Merz kategorisch aus. Auch in der CDU gibt es kaum prominente Vertreterinnen und Vertreter, die eine Zusammenarbeit mit der rechtsextremen Partei unterstützen würden. Ähnlich verhält es sich mit der Linkspartei, die von der Union ebenfalls als Koalitionspartner ausgeschlossen wird. Dies gilt auf Bundesebene, auch wenn auf Landesebene Gespräche mit der Partei von Sahra Wagenknecht (BSW) in Erwägung gezogen werden.

Die BSW steht politisch der CDU in einigen Bereichen nahe, insbesondere in ihrer linkskonservativen Haltung. Auf Bundesebene sind jedoch die außenpolitischen Differenzen zwischen der CDU/CSU und der russlandfreundlicheren BSW zu groß, um eine Koalition realistisch erscheinen zu lassen.

Die Koalitionsfrage bleibt offen

Friedrich Merz steht vor einer schwierigen Aufgabe, falls er die Bundestagswahl 2025 gewinnt. Die möglichen Koalitionspartner sind begrenzt, und viele der traditionellen Bündnisse sind entweder politisch oder rechnerisch unwahrscheinlich. Eine Große Koalition mit der SPD erscheint derzeit als die wahrscheinlichste Option, während Dreierkoalitionen als Notlösungen dienen könnten. Koalitionen mit AfD, Linken oder BSW sind nahezu ausgeschlossen.