Nach dem Rücktritt der Parteispitze der Grünen stellt sich Wirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck den drängenden Fragen der Öffentlichkeit. Am Mittwoch trat er sowohl in den ARD-„Tagesthemen“ als auch im ZDF-„Heute Journal“ auf und äußerte sich zu den aktuellen politischen Entwicklungen. Im Zentrum der Diskussion steht die Frage, warum die Parteiführung abtritt, Habeck selbst jedoch im Amt bleibt.
Habecks interner Druck auf die Parteiführung
Berichten zufolge soll Habeck hinter den Kulissen erheblichen Druck auf die Parteichefs Ricarda Lang und Omid Nouripour ausgeübt haben, um deren Rücktritt zu erzwingen. Es wird spekuliert, dass der Wirtschaftsminister von Langs Führungsstil zunehmend genervt war und letztlich ihre Ablösung forderte.
Die Frage nach Habecks eigenem Rücktritt
In den Interviews, die unmittelbar nach dem „Grünen-Beben“ ausgestrahlt wurden, stand Habeck auch persönlich unter Druck. Moderatorin Julia-Niharika Sen konfrontierte ihn in den ARD-„Tagesthemen“ direkt mit der Frage, warum die Parteiführung zurücktritt, er jedoch im Amt verbleibt. Habeck wich zunächst aus und lobte die beiden scheidenden Parteivorsitzenden dafür, Verantwortung übernommen zu haben. Schließlich bezeichnete er die Politik als „hartes und undankbares Geschäft“ und fügte später hinzu, es sei ein „unbarmherziges Geschäft“.
Ein Staatsamt kann man nicht einfach aufgeben
Habeck betonte im weiteren Verlauf des Gesprächs, dass ein Ministeramt nicht mit einem Parteiamt zu vergleichen sei. Er argumentierte, dass man aus einem Staatsamt nicht einfach weglaufen könne und dass es seine Verantwortung sei, seinen begonnenen Job zu Ende zu führen.
Die Frage nach einem Neuanfang
In beiden Interviews, sowohl im ARD-„Tagesthemen“ als auch im ZDF-„Heute Journal“, wurde Habeck nach der Möglichkeit eines Neuanfangs gefragt. Moderatorin Sen wollte wissen, ob es nicht ehrlicher wäre, aus der Ampelkoalition auszusteigen. Doch Habeck wies dies entschieden zurück. Er argumentierte, dass es unehrlich wäre, einen begonnenen Job nicht zu Ende zu bringen.
Kritik an der Parteispitze
Im ZDF-Interview mit Christian Sievers stand erneut die Frage im Raum, warum nur die Parteichefs Lang und Nouripour gehen mussten. Auch hier wich Habeck einer direkten Kritik aus und sprach stattdessen von einer „neuen Chance“, die sich durch den Rücktritt der Parteispitze ergebe.
Bescheidenheit bis zum Parteitag
Habeck, der als möglicher Kanzlerkandidat der Grünen gehandelt wird, blieb in den Interviews auffällig zurückhaltend. Die endgültige Entscheidung darüber, ob er als Kanzlerkandidat ins Rennen geht, werde erst beim Parteitag im November getroffen, sagte er. Die Partei müsse sich neu aufstellen und diskutieren, „wer wir sein wollen“ und „ob ich eine der Personen sein kann, die diese Partei dann in den nächsten Jahren nach vorne führt“.