Langjährige Abgeordnete verlassen den Bundestag: Warum?
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Langjährige Abgeordnete verlassen den Bundestag: Warum?

Mit der bevorstehenden Bundestagswahl im Herbst 2025 kündigen zahlreiche erfahrene Abgeordnete ihren Rückzug aus dem Parlament an. Sowohl aus Altersgründen als auch aus persönlichen Motiven verabschieden sich viele bekannte Gesichter aus der Politik.

Rückzug bei der AfD und den Grünen

Alexander Gauland und Albrecht Glaser von der AfD planen, aufgrund ihres Alters nicht mehr zur Wahl anzutreten. Bei den Grünen verlässt der 42-jährige Tobias Lindner das Parlament. Der Familienvater und Staatsminister im Auswärtigen Amt zieht sich ohne Frust zurück und erklärt, dass man „gehen sollte, wenn es am schönsten ist“.

Herausforderungen für Familien

Politiker und Politikerinnen, die Familie und Beruf in Einklang bringen möchten, stoßen oft auf Herausforderungen. Mario Brandenburg (FDP) und Thomas Hitschler (SPD), beide Parlamentarische Staatssekretäre, ziehen sich ebenfalls zurück, um mehr Zeit mit ihren Familien zu verbringen. Es wird berichtet, dass fehlendes Verständnis von Parteikollegen im Wahlkreis den Druck auf Abgeordnete erhöhen kann.

Prominente Frauen der Union treten ab

In der Union fallen die Rücktritte prominenter Frauen auf. Nadine Schön, stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Yvonne Magwas, Bundestagsvizepräsidentin, und Katja Leikert, Obfrau im Familienausschuss, kündigen ihren Abschied an. Besonders Leikert betont, dass es ihr wichtig sei, mehr Zeit mit ihren Teenager-Kindern zu verbringen.

Kritik an der eigenen Partei

Canan Bayram, die dem linken Flügel ihrer Partei angehört, äußerte deutliche Kritik an ihrer Fraktion und kündigte ihren Rückzug an. Sie wolle nicht als „Feigenblatt“ fungieren, da die Partei ihrer Meinung nach populistische Diskurse den Menschenrechten vorziehe. Auch Gesine Lötzsch von der Linkspartei nutzte ihren Abschied für eine kritische Anmerkung und forderte, die Partei müsse wieder als „Friedenspartei“ erkennbar werden.

Gesundheitliche Gründe und Unstimmigkeiten

Claudia Raffelhüschen von der FDP zieht sich nach nur einer Legislaturperiode zurück. Sie begründet dies mit ideologischen Differenzen zur Politik der Ampel-Koalition. Auch der überraschende Rücktritt von SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert wird aus gesundheitlichen Gründen und persönlicher Überlastung erklärt.

Bedrohungen und raues Klima

Yvonne Magwas beschreibt in einer Erklärung die zunehmende Belastung durch Beleidigungen und Bedrohungen, die sie im Rahmen ihrer politischen Tätigkeit erfahren hat. Das gesellschaftliche Klima sei rauer geworden, insbesondere in Sachsen. Sie beklagt die systematische Infragestellung demokratischer Institutionen durch extremistische Gruppierungen.

Veränderungen in der AfD

In der AfD scheiterten die Abgeordneten Christina Baum und Mariana Harder-Kühnel in ihren Landesverbänden. Gleichzeitig sicherte sich Beatrix von Storch erneut einen Spitzenplatz auf der Berliner AfD-Liste. Die Zurückhaltung bei freiwilligen Rücktritten aus der Fraktion könnte teilweise auch auf die Schwierigkeit einer beruflichen Rückkehr mit AfD-Biografie zurückzuführen sein.