Vor dem Wirtschaftsgipfel in Berlin: Was Top-Manager von Kanzler Scholz erwarten
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Vor dem Wirtschaftsgipfel in Berlin: Was Top-Manager von Kanzler Scholz erwarten

Am Dienstag steht ein bedeutender Wirtschaftsgipfel in Berlin an. Bundeskanzler Olaf Scholz hat führende Vertreter von Industrieverbänden und Gewerkschaften zu einem Treffen eingeladen, um den Industriestandort Deutschland zu stärken und auf neue Herausforderungen auszurichten. Das Hauptziel des Gipfels ist es, Strategien zu entwickeln, die Deutschland wirtschaftlich widerstandsfähiger und moderner machen. Dabei stehen wesentliche Fragen im Raum: Soll der Staat eine größere Rolle einnehmen oder sollte er sich stärker zurückhalten? Führende Persönlichkeiten aus der deutschen Wirtschaft geben ihre Perspektiven zu diesen Themen.

Notwendigkeit zusätzlicher Investitionen

Roland Busch, CEO des Siemens-Konzerns, betont, dass es wichtig ist, die Schuldenbremse zu respektieren, gleichzeitig aber die Realität der großen Herausforderungen in Deutschland nicht zu ignorieren. Er argumentiert, dass zusätzliche Investitionen notwendig sind, um die Wirtschaft zu beleben. Diese Investitionen sollten jedoch gezielt und maßvoll erfolgen. „Die Schuldenbremse ist sinnvoll“, erklärt Busch, „aber wir können uns nicht leisten, die bestehenden Probleme zu übersehen.“

Fokus auf Steuererleichterungen statt Subventionen

Isabel Grupp-Kofler, Geschäftsführerin des Kunststoffherstellers Plastro Mayer, fordert eine Reduzierung der staatlichen Subventionen, da diese ihrer Meinung nach nicht immer effizient eingesetzt werden. Stattdessen spricht sie sich für eine spürbare Senkung der Unternehmens- und Energiesteuern sowie eine drastische Verringerung der Bürokratie aus. Sie betont zudem die Bedeutung höherer Nettoeinkommen für die Bürger, um ihnen mehr finanzielle Freiheit zu gewähren. „Die Menschen sollten selbst entscheiden können, wie sie ihr Geld investieren“, so Grupp-Kofler.

Priorität für Bildung und Innovation

Belen Garijo, Vorstandsvorsitzende des Pharma- und Chemiekonzerns Merck, hebt die Bedeutung von Bildung und Innovation hervor. Sie lobt die guten wissenschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland, betont jedoch, dass es in puncto Innovationsförderung noch Luft nach oben gibt. „Bildung sollte höchste Priorität haben“, so Garijo. Ihrer Ansicht nach sollte die Regulierung Innovationen unterstützen und nicht behindern.

Weniger Bürokratie, mehr Effizienz

Tobias Meyer, CEO der DHL-Group, äußert sich kritisch gegenüber der in Deutschland verbreiteten Detailregulierung. Er sieht diese als Hindernis für Innovation und Unternehmertum. Meyer ist der Ansicht, dass staatliche Prämien für Investitionen der falsche Weg sind. Stattdessen plädiert er für eine Reduzierung administrativer Hürden und eine Beschleunigung von Prozessen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Vertrauen in die Wirtschaft stärken

Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), fordert schnellere Genehmigungsprozesse, eine Reform der Unternehmenssteuern und eine langfristige Perspektive bei der Energieversorgung. Nur so könnten Unternehmen wieder verstärkt investieren. Adrian betont, dass private Investitionen entscheidend für die Zukunft des Industriestandorts sind. „Die Stärkung der Investitionen im Bundeshaushalt ist der richtige Schritt, um eine Abwanderung von Unternehmen zu verhindern“, erklärt er.