Der russische Energiekonzern Gazprom reagiert damit auf finanzielle und politische Spannungen. Österreichs Kanzler Karl Nehammer betont, sich von solchen Maßnahmen nicht einschüchtern zu lassen.
Hintergrund: Streit um Zahlungen und Schadensersatz
Die österreichische OMV hatte angekündigt, Zahlungen an Gazprom einzustellen, um eine gerichtlich zugesprochene Schadensersatzsumme von über 230 Millionen Euro geltend zu machen. Dieser Schritt folgte einem Schiedsverfahren, in dem Gazprom zu einer Zahlung an die OMV verpflichtet wurde. OMV plant, diesen Betrag mit offenen Rechnungen zu verrechnen.
Österreichs Reaktion auf Russlands Druckmittel
Kanzler Nehammer erklärt, dass Österreich trotz des Lieferstopps seine Unterstützung für die Ukraine beibehält. "Putin kann Energie nicht als Waffe gegen uns einsetzen", so der Regierungschef. Österreich habe durch umfangreiche Maßnahmen vorgesorgt, um einen Engpass zu vermeiden.
Energieversorgung: Situation in Österreich
Noch im August stammten 82 Prozent der österreichischen Gasimporte aus Russland. Dennoch zeigt sich die OMV optimistisch. Das Unternehmen habe seit drei Jahren Strategien entwickelt, um unabhängig von russischem Gas zu werden. CEO Alfred Stern betonte, dass das Land ausreichend vorbereitet sei. Auch die Regulierungsbehörde E-Control gibt Entwarnung: Die Gasspeicher seien zu über 90 Prozent gefüllt, was für die kommenden Winter ausreichen sollte.
Alternative Bezugsquellen: Flüssiggas und Nachbarländer
Österreich plant, den Ausfall russischer Pipeline-Gaslieferungen durch Flüssig-Erdgas aus Deutschland und Italien zu kompensieren. Dies sei laut E-Control eine machbare Lösung, um die Versorgung auch langfristig zu sichern. Trotz dieser Optionen bleibt unklar, wie stark die Gaspreise in Österreich steigen könnten. Experten erwarten jedoch keine extremen Preisniveaus wie Mitte 2022.
Auswirkungen auf den Gasmarkt
Der Lieferstopp betrifft den gesamten österreichischen Gasmarkt. Die OMV, als alleiniger Vertragspartner Gazproms, hatte bisher den Großteil des importierten Gases an andere Anbieter weiterverkauft, die Haushalte und kleinere Unternehmen versorgen. Mit dem Wegfall dieser Mengen könnte der Wettbewerb auf dem Energiemarkt zunehmen.
Deutschland: Unabhängigkeit von russischem Gas
Deutschland erhält seit September 2022 kein Pipeline-Gas aus Russland mehr. Nach dem Ende der Nord-Stream-I-Lieferungen hat das Land seine Importstrategie diversifiziert. Gas aus Norwegen, den Niederlanden sowie Flüssiggas aus den USA und Katar spielen eine zentrale Rolle. Der Ausbau von LNG-Terminals an deutschen Küsten hat die Energieversorgung stabilisiert.