Die Bundestagswahl 2025 bringt durch das reformierte Wahlrecht grundlegende Änderungen mit sich. Auch Direktkandidaten, die ihren Wahlkreis gewinnen, könnten ihren Sitz im Bundestag verlieren. Ein Überblick zeigt, welche Abgeordneten besonders betroffen sind.
Das neue Wahlrecht: Veränderungen im Überblick
Bei der Bundestagswahl 2025 wird jeder Wähler wie bisher zwei Stimmen abgeben:
- Erststimme: für einen Direktkandidaten im Wahlkreis.
- Zweitstimme: für eine Partei.
Bislang zog der Kandidat mit den meisten Erststimmen automatisch in den Bundestag ein, unabhängig davon, wie seine Partei im Gesamtergebnis abschnitt. Mit dem neuen Wahlrecht hat sich dies geändert. Jetzt entscheidet zusätzlich, wie viele Zweitstimmen die Partei insgesamt erhält und wie ihre Ergebnisse in anderen Wahlkreisen ausfallen. Das bedeutet: Ein Direktmandat ist nicht mehr automatisch mit einem Bundestagssitz verbunden.
Die Folgen der Reform
Die Reform hat erhebliche Konsequenzen:
- Politiker, die ihren Wahlkreis nur mit knappen Mehrheiten gewinnen, könnten trotz Direktmandats aus dem Bundestag ausscheiden.
- Besonders Parteien mit vielen Direktmandaten, aber schwachen Zweitstimmen, sind gefährdet.
Prominente Politiker müssen zittern
Auch hochrangige Politiker wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich stehen vor einer unsicheren Zukunft. Zwar könnten sie über die Landeslisten ihrer Partei abgesichert sein, doch das setzt voraus, dass ihre Parteien ein ausreichendes Zweitstimmen-Ergebnis erzielen.
Regionale Analysen: Wo wird es eng?
Baden-Württemberg
- Stuttgart II (259): Maximilian Mörseburg (CDU) gewann 2021 knapp mit 25,9 %.
- Karlsruhe-Stadt (271): Zoe Mayer (Grüne) holte 30 %.
- Heidelberg (274): Franziska Brantner (Grüne) gewann mit 30,2 %, dürfte jedoch über die Landesliste abgesichert sein.
- Mannheim (275): Isabel Cademartori (SPD) erreichte 26,4 %.
- Freiburg (281): Chantal Kopf (Grüne) siegte mit 28,8 %.
Berlin
- Berlin-Mitte (75): Hanna Steinmüller (Grüne) gewann mit 30,6 %.
- Berlin-Pankow (76): Stefan Gelbhaar (Grüne) erhielt 26,8 %.
Brandenburg
- Potsdam (61): Olaf Scholz (SPD) verteidigte den Wahlkreis 2021 mit 34 % gegen Annalena Baerbock (Grüne).
Bremen
- Bremen II – Bremerhaven (55): Uwe Schmidt (SPD) erreichte 37 %.
Hessen
- Kassel (168): Timon Gremmels (SPD) kam auf 36,1 %.
- Wiesbaden (179): Ingmar Jung (CDU) erreichte 26,3 %.
- Frankfurt am Main I (182): Armand Zorn (SPD) sicherte sich 29 %.
- Frankfurt am Main II (183): Omid Nouripour (Grüne) erhielt ebenfalls 29 %.
- Darmstadt (186): Andreas Larem (SPD) kam auf 27,4 %.
Mecklenburg-Vorpommern
- Ludwigslust-Parchim II (13): Frank Junge (SPD) erzielte 35,2 %.
- Rostock (14): Katrin Zschau (SPD) holte 29 %.
Niedersachsen
- Oldenburg-Ammerland (27): Dennis Rohde (SPD) erreichte 38,2 %.
- Stadt Hannover I (41): Adis Ahmetovic (SPD) kam auf 34,9 %.
- Stadt Hannover II (42): Yasmin Fahimi (SPD) holte 32,9 %, ist jedoch aus dem Bundestag ausgeschieden.
Nordrhein-Westfalen
- Köln III (95): Rolf Mützenich (SPD) erreichte 29,9 %.
- Oberhausen – Wesel III (117): Dirk Vöpel (SPD) erzielte 38,8 %.
- Dortmund I (142): Jens Peick (SPD) kam auf 33 %.
- Dortmund II (143): Sabine Poschmann (SPD) erreichte 39,1 %.
Rheinland-Pfalz
- Mainz (205): Daniel Baldy (SPD) gewann mit 24,9 %.
- Kaiserslautern (209): Matthias Mieves (SPD) kam auf 33,9 %.
Saarland
- Saarbrücken (296): Josefine Ortleb (SPD) erzielte 36,9 %.
Sachsen-Anhalt
- Altmark (66): Herbert Wollmann (SPD) holte 27,5 %.
- Magdeburg (69): Martin Kröber (SPD) erreichte 25,3 %.
- Halle (72): Karamba Diaby (SPD) kam auf 28,8 %.
Schleswig-Holstein
- Flensburg-Schleswig (1): Robert Habeck (Grüne) erhielt 28,1 %.
- Kiel (5): Mathias Stein (SPD) erreichte 29,5 %.
- Lübeck (11): Tim Klüssendorf (SPD) holte 34,4 %.
Ausblick: Wahl 2025 unter neuen Vorzeichen
Das neue Wahlrecht erhöht die Bedeutung der Zweitstimme erheblich. Politiker, die sich traditionell auf ihre Erststimmen-Erfolge verlassen haben, stehen vor neuen Herausforderungen. Ob das Ziel einer faireren Verteilung der Mandate erreicht wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Die Bundestagswahl 2025 wird politisch spannend und für viele Abgeordnete ein Wackelspiel um ihre Mandate.