Machtkampf in der FDP: Welche Pläne haben die Lindner-Gegner?
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Machtkampf in der FDP: Welche Pläne haben die Lindner-Gegner?

Ein Viertel der FDP-Fraktion stimmte nicht für das Asyl-Gesetz von Friedrich Merz – und vereitelte damit den Erfolg des CDU-Chefs. Doch die Abstimmung könnte mehr sein als nur ein Ausdruck politischer Überzeugung: Sie offenbart auch eine wachsende Konkurrenz für Parteichef Christian Lindner.

Zerreißprobe in der FDP: Wer sind die Abweichler?

Von den 90 FDP-Abgeordneten im Bundestag haben sich 23 bei der Abstimmung über das Asyl-Gesetz von Friedrich Merz enthalten, nicht abgestimmt oder sogar mit „Nein“ votiert. Damit fiel die Abstimmung denkbar knapp aus: 338 Ja-Stimmen standen 349 Nein-Stimmen gegenüber. Hätte die FDP geschlossen zugestimmt, hätte das Gesetz durchgehen können.

Zu den prominenten Abweichlern gehören unter anderem:

  • Marco Buschmann (47) – Ex-Justizminister und Generalsekretär der FDP
  • Johannes Vogel (42) – Parteivize und ein potenzieller Nachfolgekandidat für Lindner
  • Konstantin Kuhle (35) – Fraktionsvize und ebenfalls ein Name, der oft als Zukunft der FDP genannt wird

Auch der innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Manuel Höferlin (51), war nicht anwesend – obwohl das Thema Asyl eigentlich zu seinem Fachgebiet zählt.

Die Frage ist: Handelte es sich um individuelle Überzeugungen oder um eine geplante Aktion gegen die Parteiführung?

Bruch mit Lindner? Die innerparteiliche Opposition formiert sich

Dass insbesondere Johannes Vogel und Konstantin Kuhle sich gegen die Linie von Lindner stellten, ist kein Zufall. Beide gelten als Vertreter des sozialliberalen Flügels der FDP – und damit als Gegengewicht zu Lindners wirtschaftsliberaler Ausrichtung.

Lindner selbst hatte sich klar gegen eine weitere Ampel-Koalition ausgesprochen und eine erneute Zusammenarbeit mit den Grünen ausgeschlossen. Vogel und Kuhle hingegen stehen der Ampel nicht so kritisch gegenüber. Sollte die FDP bei der kommenden Wahl schlecht abschneiden, könnten sie sich als neue Führungspersönlichkeiten positionieren – mit einer programmatischen Neuausrichtung der Partei.

Das Kalkül wäre klar: Wenn die FDP bei der Bundestagswahl 2025 aus dem Parlament fliegt oder stark verliert, könnte Lindners Zeit als Parteichef enden – und Vogel oder Kuhle könnten die Partei in eine sozialliberalere Richtung führen.

FDP zwischen Schwarz-Gelb und Ampel – wohin steuert die Partei?

Mit Lindner an der Spitze hat sich die FDP klar gegen eine erneute Ampel-Koalition positioniert. Er setzt auf eine Regierung mit der CDU (Schwarz-Gelb) oder eine große Koalition mit CDU und SPD (Schwarz-Rot-Gelb). Doch das Verhalten der Rebellen bei der Abstimmung zeigt, dass nicht alle in der Partei diesen Kurs unterstützen.

Eine Rückkehr zu einer Koalition mit SPD und Grünen wäre mit Lindner als Parteichef unwahrscheinlich – aber mit Vogel oder Kuhle an der Spitze könnte die FDP sich wieder für eine Ampel öffnen.

Was bedeutet das für Lindner?

Für Christian Lindner ist die Lage gefährlich. Er steht nicht nur vor einem schwierigen Wahlkampf, sondern auch vor wachsender Konkurrenz aus den eigenen Reihen.

Dass Ex-FDP-Staatssekretär Thomas Sattelberger (75) auf X (ehemals Twitter) schrieb, Lindner habe es „versaubeutelt, dass die Fraktion nach links gerückt ist“, zeigt, dass die innerparteilichen Spannungen zunehmen.

Sollte die FDP in den kommenden Umfragen weiter abrutschen, könnte der Machtkampf offen ausbrechen – mit Vogel und Kuhle als Herausforderern.

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Titelbild: Christian Lindner

Bild erstellt: saarnews

Link: https://pixabay.com/de/photos/minister-regierung-mann-politiker-7362415/