Die diplomatischen Bemühungen zur Beilegung des anhaltenden Ukraine-Krieges nehmen neue Formen an. Das russische Präsidialamt hat bestätigt, dass Außenminister Sergej Lawrow am Dienstag in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad Vertreter der Vereinigten Staaten treffen wird. Dort hält sich derzeit auch US-Außenminister Marco Rubio auf, der gemeinsam mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff und dem Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz an den Gesprächen teilnehmen wird.
Laut dem russischen Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow werden Lawrow und der außenpolitische Berater von Präsident Wladimir Putin, Juri Uschakow, noch am Montag nach Riad reisen. Die geplanten Gespräche stehen im Zeichen der Vorbereitung möglicher Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine sowie der Verbesserung der derzeit stark belasteten Beziehungen zwischen Russland und den USA.
Kein ukrainischer oder europäischer Vertreter bei den Gesprächen
Besonders bemerkenswert ist, dass an den bevorstehenden Gesprächen weder Vertreter der Ukraine noch der Europäer beteiligt sein werden. Diese Entscheidung lässt Fragen darüber aufkommen, inwieweit sich die Verhandlungen direkt auf die Kriegsparteien auswirken können. Kritiker sehen darin einen Versuch Russlands und der USA, eine bilaterale Annäherung zu forcieren, ohne die Ukraine aktiv in die Gespräche einzubinden.
Die diplomatischen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Russland hatten sich seit dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine am 24. Februar 2022 dramatisch verschlechtert. Sanktionen, diplomatische Spannungen und militärische Eskalationen prägen seither das Verhältnis der beiden Großmächte. Umso überraschender war es, als US-Präsident Donald Trump in der vergangenen Woche seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin telefonisch kontaktierte, um über eine mögliche Beendigung des Krieges zu sprechen.
Massiver ukrainischer Drohnenangriff auf russische Region Krasnodar
Unterdessen setzt sich die militärische Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine unvermindert fort. Ein massiver Drohnenangriff aus der Ukraine traf am Wochenende mehrere strategische Ziele in der russischen Region Krasnodar. Laut russischen Medienberichten wurden dabei mehrere Ölraffinerien und militärische Infrastruktur beschädigt. Die Angriffe erfolgen inmitten anhaltender russischer Offensiven in der Ostukraine, wo die ukrainische Armee unter starkem Druck steht.
Die ukrainische Militärführung bezeichnete die Angriffe als notwendige Verteidigungsmaßnahme. Ein Sprecher des ukrainischen Militärs erklärte, dass es sich um gezielte Schäge gegen militärische Einrichtungen handelte, die für die russische Kriegsführung von Bedeutung seien. Die russische Seite verurteilte die Angriffe als "terroristische Akte" und kündigte Vergeltungsmaßnahmen an.
Selenskyj besucht die Vereinigten Arabischen Emirate
Währenddessen befindet sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf einer diplomatischen Reise in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ziel seines Besuchs ist es, die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen der Ukraine und den Golfstaaten zu stärken. Angesichts des andauernden Krieges ist die Ukraine auf internationale Unterstützung angewiesen, sowohl finanziell als auch militärisch.
Laut offiziellen Quellen plant Selenskyj, mit Vertretern der Emirate über Möglichkeiten zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu sprechen. Die Ukraine sucht insbesondere nach Investitionen in den Wiederaufbau der vom Krieg zerstörten Infrastruktur. Darüber hinaus dürften auch militärische Fragen eine Rolle spielen, da die Ukraine weiterhin auf die Lieferung von Waffen und militärischer Ausrüstung aus dem Westen angewiesen ist.
Großbritannien bietet Friedensmission in der Ukraine an
In einem unerwarteten diplomatischen Schritt hat der britische Premierminister Keir Starmer angeboten, eine britische Friedenstruppe in die Ukraine zu entsenden. Diese könnte helfen, Sicherheitszonen zu errichten und humanitäre Hilfe zu koordinieren. Starmer betonte, dass eine solche Mission ausschließlich unter internationaler Aufsicht erfolgen würde und keinesfalls als militärische Intervention gegen Russland verstanden werden dürfe.
Die Reaktionen auf dieses Angebot sind gemischt. Während einige NATO-Partner die Initiative begrüßen, warnen andere davor, dass eine solche Mission als Provokation gegenüber Russland verstanden werden könnte. Moskau reagierte umgehend mit Ablehnung und erklärte, dass jede ausländische Militärpräsenz in der Ukraine als feindliche Handlung betrachtet werde.
Fazit: Neue diplomatische Impulse inmitten anhaltender Gefechte
Die Entwicklungen der vergangenen Tage zeigen, dass auf diplomatischer Ebene Bewegung in die festgefahrene Situation kommt. Das bevorstehende Treffen zwischen Russland und den USA in Riad könnte eine Gelegenheit für erste Annäherungen sein, wenngleich die Abwesenheit der Ukraine und Europas Fragen aufwirft. Gleichzeitig eskaliert die militärische Lage weiter, wie der massive ukrainische Drohnenangriff auf die Region Krasnodar zeigt.
Präsident Selenskyjs Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstreicht die Notwendigkeit der Ukraine, internationale Unterstützung zu mobilisieren. Großbritanniens Angebot einer Friedenstruppe könnte zwar als diplomatische Geste verstanden werden, birgt jedoch das Risiko, die Spannungen weiter zu verschärfen.
Die kommenden Tage dürften entscheidend dafür sein, ob die Gespräche in Riad tatsächlich zu einer neuen diplomatischen Dynamik führen oder ob sich die Fronten weiter verhärten.
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Titelbild: Riad
Bild erstellt: ekrem osmanoglu
Link: https://unsplash.com/de/fotos/blick-auf-eine-stadt-von-der-spitze-eines-gebaudes-Uor3RZNHZ9E