Ein großer Durchbruch in der Chemie-Tarifrunde: Mitglieder der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) erhalten künftig mindestens einen zusätzlichen Urlaubstag im Vergleich zu Arbeitnehmern ohne Mitgliedschaft. BILD berichtete darüber. Führt dieses Modell nun zu einer Welle ähnlicher Forderungen bei anderen Gewerkschaften? Hier sind die Antworten der wichtigsten Gewerkschaften:
Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di (1,9 Millionen Mitglieder)
Ver.di-Vorsitzender Frank Werneke erklärte gegenüber BILD, dass tarifvertragliche Vorteilsregelungen für Gewerkschaftsmitglieder ein wirksames Mittel sind, um die Tarifbindung zu stärken. Er betonte, dass gute Tarifverträge nur dort entstehen, wo es eine starke Gewerkschaftsmitgliedschaft gibt. Deshalb hat Ver.di in vielen Tarifverträgen bereits solche Vorteilsregelungen für Mitglieder vereinbart.
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) (275.000 Mitglieder)
Maike Finnern, Vorsitzende der GEW, äußerte sich positiv zu Vorteilsregelungen für Gewerkschaftsmitglieder. Sie betonte, dass Tarifverträge und gute Arbeitsbedingungen durch die Beiträge und das Engagement der Mitglieder ermöglicht werden. Diese Leistungen sollten durch Mitgliedervorteile honoriert werden. Die Forderungen für Tarifrunden werden von den Tarifkommissionen der GEW beschlossen.
Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG (184.000 Mitglieder)
Martin Burkert, Vorsitzender der EVG, lobte den Abschluss der IGBCE als zukunftsweisend, besonders in Zeiten des Fachkräftemangels. Die EVG hat bereits ein Wahlmodell durchgesetzt, bei dem Mitglieder zwischen bis zu 12 zusätzlichen Urlaubstagen, mehr Freizeit oder mehr Geld wählen können. Darüber hinaus erhalten EVG-Mitglieder weitere Vorteile wie Erholungsbeihilfen, Gesundheitsleistungen und Unterstützung bei der Kinderbetreuung.
IG Metall (2,136 Millionen Mitglieder)
Die IG Metall begrüßte den erfolgreichen Tarifabschluss der IGBCE und betonte, dass auch IG Metall-Mitglieder von Mitgliederboni profitieren können, die in betrieblichen und tariflichen Vereinbarungen festgeschrieben sind, beispielsweise in der Leiharbeit. In der kommenden Tarifrunde soll zudem eine Debatte über das Thema Arbeitszeit geführt werden.
IG BAU (204.000 Mitglieder)
Die IG BAU befürwortet grundsätzlich den zusätzlichen Urlaubstag, weist jedoch darauf hin, dass sich viele Mitglieder im Niedriglohnsektor des Baugewerbes nicht leisten können, für mehr Urlaub zu stimmen.
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) (188.000 Mitglieder)
Guido Zeitler, Vorsitzender der NGG, lobte den neuen Tarifvertrag der IGBCE, der den Mitgliedern mehr freie Tage zusichert. Er betonte, dass die NGG Tarifverträge grundsätzlich nur für diejenigen abschließt, die sich dafür engagieren – also die Mitglieder.
Gewerkschaft der Polizei (GdP) (rund 208.000 Mitglieder)
Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der GdP, äußerte seine Zustimmung zu dem Erfolg eines zusätzlichen Urlaubstages. Er betonte, dass auch im öffentlichen Dienst Extras für Gewerkschaftsmitglieder notwendig seien.
Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) (110.000 Mitglieder)
Heiko Teggatz, stellvertretender Bundesvorsitzender der DPolG, äußerte Zweifel daran, dass solche Regelungen die Rolle der Gewerkschaften stärken könnten. Angesichts des Personalmangels sei es oft schwierig, bestehende Sonderurlaube überhaupt in Anspruch zu nehmen.
Vereinigung Cockpit (VC) (rund 10.000 Mitglieder)
Marcel Gröls, Vorsitzender der Tarifpolitik der VC, erklärte, dass die Vereinigung Cockpit in der Vergangenheit bereits ähnliche Tarifverträge abgeschlossen hat und solche Differenzierungsklauseln auch in Zukunft anstrebt.
Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo (fünfstellige Mitgliederzahl)
Harry Jaeger, Leiter der Tarifpolitik bei Ufo, erklärte, dass das Thema zusätzlicher Urlaubstage bisher nicht explizit auf der Agenda stand, die Idee jedoch gut sei. Es gibt bereits Differenzierungsklauseln in einigen Bereichen, und es sei in Ordnung, wenn nur Mitglieder von bestimmten Vorteilen profitieren.