In den letzten Jahren sind die Kosten für den Erwerb eines Führerscheins erheblich gestiegen. Besonders in den Corona-Jahren von 2019 bis 2023 wurde ein dramatischer Anstieg von mehr als 50 Prozent verzeichnet. Ein zentraler Punkt sind die Fahrstunden, für die Fahrschüler bis zu 77 Euro pro 45 Minuten zahlen müssen. Sonderfahrten, wie Nacht-, Autobahn- und Überlandfahrten, können sogar bis zu 95 Euro pro 45 Minuten kosten, wie aktuelle Erhebungen des ADAC zeigen.
Gründe für den Anstieg der Führerscheinkosten
Steigende Kosten in der Branche
Kurt Bartels, Mitglied des Fahrlehrerbundesverbands, erklärt die Preissteigerungen mit den allgemein gestiegenen Lebenshaltungskosten. „Alles ist teurer geworden: Zinsen, Leasingraten, Autopreise, Benzin“, so Bartels. Diese Erhöhungen führen zu höheren Betriebskosten für Fahrschulen, die sich wiederum auf die Preise für Fahrstunden auswirken. „Die Gewinnmargen in unserer Branche werden immer geringer“, fügt Bartels hinzu.
Die Wartung und Instandhaltung der Fahrschulfahrzeuge sind weitere Kostentreiber. Ein Fahrschulauto legt im Jahr leicht 60.000 Kilometer zurück, was beträchtliche Kosten für Verschleiß und Wartung verursacht.
Unterschiede zu Handwerkerlöhnen
Bartels vergleicht die Löhne der Fahrlehrer mit denen von Handwerkern, weist jedoch auf wichtige Unterschiede hin. Während Handwerker ihre Löhne plus Materialkosten und Anfahrtskosten berechnen, sind bei den Preisen für Fahrstunden bereits alle Nebenkosten enthalten. „Im Preis für die Fahrstunde sind alle Nebenkosten mit drin: Wir zahlen davon das Auto, das Lehrergehalt, die Versicherungen“, erklärt Bartels. Wer nicht pleitegehen möchte, muss die Preise entsprechend anpassen.
Preisanteile und Kostenaufteilung
Eine Analyse von Bartels zeigt, wie sich die Kosten für eine Fahrstunde aufteilen. Nur etwa ein Drittel des Preises geht direkt an den Fahrlehrer, dessen Stundenlohn zwischen 20 und 25 Euro liegt. Der Großteil der Kosten entfällt auf das Fahrzeug selbst, einschließlich Versicherung, Kauf oder Leasing, sowie auf Übungsräume, Abgaben und Steuern. Diese Kostenzusammensetzung erklärt, warum der Führerschein zu einem erheblichen finanziellen Aufwand geworden ist.
Führerschein als Luxusgut?
Malte Dringenberg, Sprecher des Automobilclubs AvD, äußert Besorgnis über die Entwicklung der Führerscheinkosten. Er betont, dass die Fahrerlaubnis ein essenzielles Element für die gesellschaftliche Teilhabe und das Berufsleben ist. „Es kann nicht angehen, dass dieses Instrument der individuellen Freiheit mehr und mehr zu einem Luxusgut wird“, warnt Dringenberg.
Forderungen an die Politik
Dringenberg fordert von der Bundesregierung Maßnahmen zur Senkung der Führerscheinkosten. Er schlägt einen abgesenkten Steuersatz für den Erwerb des Führerscheins vor und fordert die Freistellung von Fahrschulfahrzeugen von der Versicherungssteuer. Darüber hinaus plädiert er für eine bürokratische Entlastung und eine Verbesserung der Prüfungsbedingungen, um sicherzustellen, dass ausreichend Prüfungen durchgeführt werden können.