Die Automobilbranche befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, und Mercedes-Benz setzt nun mit einem neuen Sparprogramm auf weitreichende Einschnitte. Mit dem Maßnahmenpaket "Next Level Performance" plant der Stuttgarter Autobauer, bis zum Jahr 2027 rund fünf Milliarden Euro einzusparen. Dies soll unter anderem durch den Abbau von Arbeitsplätzen in Produktion, Vertrieb und Verwaltung erreicht werden. Besonders brisant: Für betroffene Mitarbeiter winken außergewöhnlich hohe Abfindungen, die in einigen Fällen bis zu 500.000 Euro betragen können.
Hintergründe des Sparprogramms
Das Unternehmen sieht sich mit einem wachsenden Kostendruck konfrontiert. Steigende Rohstoffpreise, der hohe Investitionsbedarf in Elektromobilität und Digitalisierung sowie zunehmende Konkurrenz aus China und den USA setzen Mercedes-Benz unter Zugzwang. Das neue Programm "Next Level Performance" ist daher eine weitreichende Reaktion auf die Herausforderungen der Branche.
Laut internen Berichten will Mercedes-Benz nicht nur Personalkosten senken, sondern auch Prozesse optimieren, Fertigungsstrukturen verschlanken und insgesamt effizienter wirtschaften. "Wir müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit sichern und uns für die Zukunft rüsten", erklärte ein Unternehmenssprecher. Dabei setzt der Konzern auf einen freiwilligen Personalabbau mit attraktiven finanziellen Anreizen.
Attraktive Abfindungen für freiwillige Kündigungen
Die Abfindungsregelungen, die Mercedes-Benz seinen Mitarbeitern anbietet, sind beachtlich. Besonders langjährige Angestellte können von dem Programm profitieren. Einem Bericht des "Handelsblatt" zufolge könnte ein 55-jähriger Teamleiter mit einem monatlichen Bruttogehalt von 9.000 Euro und einer 30-jährigen Betriebszugehörigkeit eine Abfindung von mehr als einer halben Million Euro erhalten.
Auch für andere Beschäftigte gibt es erhebliche Summen. Eine 45-jährige Sachbearbeiterin mit einem Einkommen von 7.500 Euro brutto und 20 Jahren im Unternehmen könnte laut Berechnungen des "Handelsblatt" mit etwa 300.000 Euro rechnen.
Das Abfindungsprogramm startet im April 2025 und läuft bis März 2026. Zunächst richtet es sich an Beschäftigte außerhalb der Produktion. Ob es später auch auf andere Unternehmensbereiche ausgeweitet wird, bleibt abzuwarten.
Doppelte Freiwilligkeit als Grundvoraussetzung
Wie bei vergleichbaren Maßnahmen üblich, gilt auch hier das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit. Das bedeutet: Nicht nur die betroffenen Mitarbeiter müssen sich freiwillig für das Angebot entscheiden, sondern auch das Unternehmen muss die Kündigung genehmigen. Wer als unverzichtbar gilt oder eine strategisch wichtige Position besetzt, kann nicht ohne Weiteres das Abfindungsangebot in Anspruch nehmen.
Laut Unternehmensangaben sollen besonders erfahrene Mitarbeiter mit Spezialwissen gehalten werden. "Wir müssen sicherstellen, dass unser Know-how im Unternehmen bleibt", betont eine Sprecherin von Mercedes-Benz.
Einigung mit dem Betriebsrat und weitere Maßnahmen
Bereits im März 2025 hatte sich Mercedes-Benz mit dem Gesamtbetriebsrat auf die Rahmenbedingungen des Sparprogramms verständigt. Ein zentraler Bestandteil der Einigung: Bis 2035 sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Gleichzeitig haben die Mitarbeiter jedoch auf eine tarifliche Gehaltserhöhung verzichtet. Zudem wird die Gewinnbeteiligung der Beschäftigten in diesem Jahr reduziert.
Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die finanzielle Stabilität des Konzerns zu sichern, ohne dass es zu direkten Entlassungen kommt. Dennoch bleibt die Ankündigung des Sparprogramms nicht ohne Kritik. Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter warnen davor, dass sich der Druck auf die verbleibenden Mitarbeiter erhöhen könnte.
Vergleich mit früheren Programmen
Mercedes-Benz hat bereits in der Vergangenheit ähnliche Programme aufgelegt. In den letzten Jahren wurden Abfindungen von bis zu 400.000 Euro angeboten, um Stellen sozialverträglich abzubauen. Das neue Programm "Next Level Performance" übertrifft diese Summen jedoch und setzt neue Maßstäbe in der Branche.
Auch andere Automobilhersteller stehen vor ähnlichen Herausforderungen und setzen auf vergleichbare Strategien. So plant Siemens den Abbau von weltweit rund 6.000 Arbeitsplätzen, davon etwa 2.850 in Deutschland. Auch Audi hat im Zuge eines Restrukturierungsprogramms angekündigt, 7.500 Stellen zu streichen.
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen
Die Entscheidung von Mercedes-Benz könnte weitreichende Folgen für die deutsche Wirtschaft haben. Der Automobilsektor ist eine der wichtigsten Branchen des Landes, und Arbeitsplatzverluste in diesem Bereich könnten sich auf Zulieferer und die gesamte Wertschöpfungskette auswirken.
Experten sehen in der aktuellen Entwicklung einen grundlegenden Strukturwandel. "Die Automobilindustrie steht vor einer Zeitenwende", sagt ein Branchenanalyst. "Die Umstellung auf Elektromobilität und digitale Technologien erfordert enorme Investitionen, und die Unternehmen müssen ihre Kostenstrukturen anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben."